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im Contraste zu dem Character des aufzunehmenden
Gesichts stehen müssen. Wie traurig ist es, dass diese
wirklich edle Kunst, bei welcher die allerschwersten
und gefälligsten Lichtwirkungen und jeder Ausdruck des
Gesichts, mit einer den Neid der grösten Künstler er-
weckenden Genauigkeit und Leichtigkeit hervorgebracht
werden können, täglich von so Vielen, welche sie ohne
Wissenschaft und Urtheil ausüben wollen, in das Lächer-
liche gezogen wird.
Was das einfache Objectiv mit Diaphragma betrifft,
um damit Ansichten aufzunehmen, Kupferstiche zu co-
piren etc. etc., so ist es von den Fehlern, welche com-
binirten Objectiven eigen sind, frei; die Zeit der Aufnahme
kommt bei demselben in keinen Betracht, das Licht
kann durch eine sehr kleine Oeffnung hereingelassen,
und fast jede beliebige Grösse von Bildern ohne die
sonst vorkommenden nachtheiligen Wirkungen der sphä-
rischen Abweichung hergestellt werden. Die einfachen
Objective von Lerebour & Sekretan fanden wir sehr
befriedigend; jene von Voigtländer hatten wir zu ver-
suchen keine Gelegenheit. In Anbetracht dieses Gegen-
standes müssen wir eines Umstandes erwähnen, den
Jeder, der photographirte Architeeturen gesehen. hat,
wahrgenommen haben muss, dass nämlich die aufrecht-
stehenden Aussenlinien sich nach _ einem gewissen Punkte
der verlängerten Mittellinie des Bildes hinneigen. Aus
der Lehre von der Perspective weiss man, dass, wenn
gerade Linien, die von dem Gesichtspunkte zu den ver-
schiedenen Punkten eines beliebigen Gegenstandes ge-
zogen werden, die Durchschnittspunkte dieser mit
der Bild-Ebene das perspectivische Bild des Gegen-
standes darstellen. Anstatt dass die perspectivische
Fläche oder die Fläche des Bildes zwischen dem Orgi-