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gleichmässige Farbe angenommen hat, herausgenommen
und getrocknet ist, wird es an einem trockenen Platze
aufbewahrt und vor Staub geschützt. Hinsichtlich des
Empfindlichmachens durch salpetersaures Silber, der Ent-
wickelung unter dem Einfluss der Gallussäure und der
Fixation des Abdruckes durch unterschwefligsaures Natron
befolge ich die gewöhnlichen Methoden, diejenige von
Le Gray am häufigsten. Ich füge nun hinzu, wenn ich
davon aufgelöst besitze: 1—%32 Loth Kampherspiritus
zu 1 Liter aufgelöster Gallussäure.“
Ueber den Le Gray’schen Process sind verschiedene
Meinungen verbreitet. Le Gray selbst lobt ihn sehr;
wir finden das Verfahren umständlich, das Tränken des
Papiers mit Wachs langweilig, theuer und beschwerlich,
und überdies‘ verleiht das Wachs den Bildern ein mehr
oder weniger körniges Ansehen. Papier mit Gelatine
zuzubereiten, ist einfacher und billiger und liefert dabei
bessere Resultate. Baldus beansprucht dieses Ver-
fahren als seine Erfindung , Le Gray macht ihm diese
Ehre streitig, weil er in seinem Werke ein ähnliches
veröffentlichte. Es ist hier wie bei allen andern Er-
findungen sehr schwer zu beweisen, wem die Ehre der
Erfindung gebührt, hat übrigens auch wenig zu bedeu-
ten. Alle arbeiten auf einem gemeinschaftlichen Feld
und wir müssen allen Denjenigen, welche uns die Re-
sultate ihrer Forschungen nicht vorenthalten, dankbar
sein. Höchst lächerlich ist es, wenn Jemand, der eine
kleine Veränderung in einem Verfahren gemacht hat,
dasselbe nun als sein Eigenthum ausgibt und als solches
in die Welt hinausposaunt. — Ueber den Process von
Baldus besitzen wir leider kein Werk; auch in dem
Handbuch von Martin suchten wir vergeblich nach dem-
selben, was uns um so mehr wundert, als die Arbeiten