aus der Natur der dort betriebenen Industrien erklären mag.
In den deutschen Kantonen mit Fabrikgesetzen gehen wieder
einzelne sehr weit in der staatlichen Controle, während andere
Kantone nur zum Schutze der Kinder, andere überhaupt nur
für einzelne Industriezweige Anordnungen erlassen.
Im Unterrichtswesen stimmen alle Kantone darin überein,
dem Staate wichtige Aufgaben in Betreff der Bildung der Jugend
zu übertragen und grosse Opfer für Schulen zu bringen. Da-
gegen hat der Kanton Genf den obligatorischen Schulbesuch
erst im Jahr 1872 durch Art. 18 seines neuen Schulgesetzes
eingeführt. Das Genfer Volk hat jedoch unbestritten auch ohne
Schulzwang eine sehr hohe Bildungsstufe erreicht und der Be-
richt des Genfer Regierungsrathes vom Jahr 1871 constatirt
auf S. 23 und 24, dass nach amtlichen Rapporten über das
Schuljahr 1870/71 in den (ländlichen Distrieten des Kantons,
welche doch in der Regel weit hinter den städtischen zurück-
stehen, kein Kind im Alter von 6—12 Jahren gänzlich des
! Schulunterrichtes entbehrte. Es soll dies kein Argument gegen
n den Schulzwang, sondern nur ein Beweis der Vielseitigkeit
S schweizerischer Institutionen sein.
u - In der Steuergesetzgebung haben die einen Kantone vor-
n zugsweise die indirecten Abgaben und das Gebührensystem,
k andere dagegen mit Vorliebe die directen Steuern ausgebildet.
d Die Hälfte der Kantone hat sog. Progressivsteuern, die man
u übrigens ebenso gut Degressivsteuern nennen könnte, weil sie
Tr nur nach unten entlasten und der Progression nach oben sämmt-
n lich ganz bestimmte Grenzen gesetzt haben. Die meist im
1. letzten Jahrzehnt zu Stande gekommenen neuen Verfassungen
:e und Steuergesetze verschiedener schweizerischer Kantone sind
i- noch viel zu jung, um als Muster moderner Staatskunst ge-
n priesen werden zu können und werden sich wie andere mensch-
liche Einrichtungen erst mit der Zeit bewähren müssen. KEin-
zelne Kantone ahmen die neuen Verfassungen und Massregeln
N ihrer Nachbarn schnell nach, andere verhalten sich abwartend
201
