Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (1. Band)

innern bundesstaatlichen und kantonalen Verwaltung, die Ge- 
meindeverfassungen, das Kirchen- und Schulwesen, die Wehr- 
verfassung und Rechtspflege, das Erwerbs- und Verkehrsleben, 
die Fürsorge für öffentliche Bauten, Communicationen und Ge- 
sundheitspflege, die Anstalten für Arme, Kranke, Unmündige, 
Verwahrloste, Gefangene, überhaupt das öffentliche Vereinsleben 
mit dem reichen Inhalt seiner gemeinnützigen Bestrebungen. 
Hier, wo es keines grossen staatlichen Hintergrundes, sondern 
der Treue im Kleinen bedarf, bewährt sich der schlichte bürger- 
liche Sinn und die werkthätige Opferwilligkeit der Eidgenossen, 
ihre Vorliebe für Hebung der Volksbildung und für sociale Ver- 
besserungen. 
Diese volksthümliche und vielseitige Gestaltung des öffent- 
lichen Lebens, gestützt auf die noch viel wichtigere Grundlage 
eines gesunden Familienlebens, wird der Schweiz auch in unserer 
auf die Bildung grosser Nationalstaaten hindrängenden Zeit ihre 
culturgeschichtliche Mission bewahren und die Gefahr abschwä- 
chen, welche in dem Mangel an Festigkeit und Stetigkeit von 
Regierungsgrundsätzen, in der socialdemokratischen Nivellirungs- 
sucht, in dem Terrorismus und kurzsichtigen Egoismus zufälliger 
Majoritäten und in dem Verlangen der Massen nach grösseren 
staatlichen Leistungen ohne Uebernahme grösserer Pflichten und 
Lasten liegt. 
Man braucht daher, ohne die Gefahr der socialistischen 
Bewegungen zu unterschätzen, doch die Zukunft der demokrati- 
schen Institutionen gerade in den so verschiedenartigen schwei- 
zerischen Republiken nicht so bedrohlich anzusehen, wie es Zzu- 
weilen von Seiten der Reichen geschieht. Es ist begreiflich, dass 
die unteren Klassen überall da; wo sie bereits über die Majorität 
verfügen, in ihrem Kampf um das Dasein sich der ihnen zuste- 
henden Machtmittel auch so viel wie möglich bedienen wollen. 
Die Strömung der socialen Bewegung geht entschieden auf Ein- 
führung der Progressivsteuer, auf Unentgeltlichkeit des öffent- 
lichen Unterrichts und auf andere Erleichterungen der unteren 
203
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.