Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (1. Band)

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a polizeiliche Verordnungen gut wirken, wenn sie die Anforderungen, 
welche hier und da in Betreff des Massivbaues der Häuser und der 
Strassenbreite bestehen, nicht auch auf kleine Wohnungen aus- 
dehnen. Ueberhaupt ist dahin zu streben, dass die dem Bau 
und dem Erwerbe billiger Wohnungen entgegenstehenden Hinder- 
nisse durch vollständige Freigebung des Baugewerbes, durch 
zweckmässige baupolizeiliche Vorschriften, durch Erleichterung 
der Niederlassung und des Erwerbes von Grund und Boden, 
durch Reform der Hypothekar-Gesetzgebung, durch zweckmässige 
Veranlagung der Staats- und Gemeindesteuern, welche Häuser- 
und Grundbesitz nicht vorzugsweise belasten dürfen, endlich auch 
durch Erleichterung der Aufnahme von Geldern auf Häuser 
und durch Mobilisirung der Grundstückswerthe beseitigt werden. 
Einen noch wenig gewürdigten Einfluss üben die Eisenbahnen 
auf die Wohnungsverhältnisse aus, indem sie.den Arbeitern er- 
möglichen 2—83 Stunden weit vom Etablissement auf dem Lande 
zu wohnen und Morgens und Abends die Eisenbahnen zu benutzen. 
Die schweizerischen Bahngesellschaften haben zu diesem Zwecke 
: äusserst billige Abonnementspreise eingeführt und ermöglichen 
u es dadurch Tausenden von Arbeitern weit entfernt von den Städten 
Q zu wohnen und die Landwirthschaft mit ihrer industriellen Be- 
9 schäftigung zu verbinden. Manche Zürcher- und Basler-Fabriken 
f beschäftigen Arbeiter, die in andern Kantonen mit Grundbesitz 
N ansässig sind und sich für die Wochentage am Sitze der Fabrik 
A in Kost und Logis geben, dagegen die Zeit von Sonnabend Abend 
bis Montag früh daheim bei ihrer Familie zubringen. 
Die bisherigen Bemerkungen haben sich vorzugsweise auf 
die industriellen Arbeiter erstreckt. Von den unselbständigen 
landwirthschaftlichen Arbeitern wohnen noch die meisten als 
Dienstboten, Knechte und Mägde bei den Bauern; allein der 
Uebergang von der Dienstbotenarbeit zur Taglohn- oder Accord- 
lohn-Arbeit gewinnt auch in der Land- und Forstwirthschaft 
immer grössere Ausdehnung, uud verschiedene Landwirthe haben 
dem Referenten mitgetheilt, dass man auch in der Schweiz immer 
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