Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (1. Band)

— 9) — 
II. Ernährungs: und Haushaltungs-Perhältnife. 
Neben dem Wohnungswesen sind die Ernährungs- und 
Haushaltungs - Verhältnisse vorzugsweise massgebend für die 
physische Wohlfahrt und indirect auch für das geistige und 
sittliche Gedeihen der Bevölkerung. Die materielle Lage des 
Arbeiterstandes hängt nicht allein von der Höhe, sondern min- 
destens eben so sehr von der Benutzung der Löhne ab. Die 
nominelle Erhöhung der Löhne ist an sich auch noch keine 
Verbesserung der Lage, sobald die Preise der Unterhaltsmittel 
im Verhältniss noch höher gestiegen sind und die Kaufkraft des 
verdienten Geldes mithin abgenommen hat. Jede Darstellung der 
socialen Lage eines Volkes hat daher die Individuen nicht bloss 
als Producenten und Lohnempfänger, sondern auch als Con- 
sumenten zu behandeln und vor Allem das Mass ihrer noth- 
wendigen Ausgaben zu erforschen. Es gilt daher, den durch- 
schnittlichen gewohnheitsmässigen Unterhaltsbedarf gewöhnlicher 
Arbeiterfamilien und die Preise der ihnen unentbehrlichen Unter- 
haltsmittel Brod und Fleisch, Milch und Kartoffeln, Kleidung, 
Feuerung etc. zu ermitteln. Zu diesem Zwecke ist in dieser 
Enquete besonders darauf Bedacht genommen worden, sorgfältig 
geführte Haushaltungsbücher von Arbeitern selbst und die Ge- 
schäftsbücher grosser öffentlicher Verwaltungen, wie z. B. der 
städtischen Verwaltungen, der Spitäler, Strafanstalten, Waisen- 
häuser zu durchforschen und die durchschnittlichen Kostgelder 
für Angestellte und Arbeiter aus verschiedenen Zeitperioden und 
Gegenden mit einander zu vergleichen. 
Anlangend zunächst die wichtige Frage der Lebensmittel- 
preise, so liegt dem Berichterstatter eine Arbeit vor, welche nicht 
nur einen sehr grossen Zeitraum umfasst, sondern auch den 
Vorzug hat, dass sie mit ungemeiner Sorgfalt und Gewissen- 
haftigkeit durchgeführt wurde und dass sie auf officiellen Er- 
hebungen beruht, welche ein blosser Privatmann in so aus- 
30€
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.