1. November 1872 mehr als 24 Centimes pro Mass fordern
wollten. Für die Kinder bezog man condensirte Milch. Die
Erwachsenen wollten sich mit Suppen behelfen.
Die eben geschilderten schweizerischen Vorgänge liefern den
Beweis, dass ein an Selbsthülfe und genossenschaftliches Auftreten
gewöhntes Publikum sehr wohl im Stande ist, sich durch Ver-
einbarungen der Consumenten gegen Vereinbarungen von Pro-
ducenten zu schützen und übertriebene Preise auf ein richtigeres
Mass zurückzuführen, wenn es auch nicht möglich ist, dadurch
auf die Dauer solche Preiserhöhungen abzuwenden, welche in den
Bevölkerungs-, Productions- und Verkehrsverhältnissen begründet
sind. Nachdem die plötzliche Erhöhung des Milchpreises von
20 auf 25 Centimes im Sommer 1870 in Zürich misslungen war,
hat man daselbst immer nur Steigerungen um 2 Centimes durch-
zuführen vermocht. Weiter hat das Publikum jetzt ein wach-
sameres Auge, dass ihm für die höheren Preise auch wirklich
gute Milch geliefert werde, wofür ausserdem auch die noch fort-
bestehenden verschiedenen Milcheonsumvereine Sorge tragen.
Neben Brod, Fleisch und Milch nehmen die Kartoffeln in
den Haushaltungen der Arbeiter die wichtigste Stelle bei der
Ernährung ein.
In Zeiten ungewöhnlicher Vertheuerung der Kartoffeln wurde
auf die Herbeischaffung derselben ein besonderes Augenmerk
gerichtet. Wie schon gemeldet, sah sich die Regierung des
Kantons Bern im Jahre 1872 zu einer Enquöte über die Ur-
sachen der Theuerung der Lebensmittel veranlasst.
Der Director des Innern, Constantin Bodenheimer (zugleich
Präsident der schweizerischen statistischen Gesellschaft) , fasste
die Ansicht seines Departements in seinem officiellen Berichte
vom 25. October 1872 in folgenden Sätzen zusammen:
1. Eine bedeutende Steigerung der Getreide- und Kartoffel-
preise während des Winters 1872/73 ist, ausserordent-
liche Ereignisse vorbehalten, unwahrscheinlich.
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