Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (1. Band)

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tagen statt, theilweise auch in etwas verlängertem Termin je 
nach Umständen.« 
Herr Jacob Schellenberg in Aathal (Kt. Zürich) schreibt uns: 
»>Ich habe mich für das Halten von Milchvieh entschlossen 
und verkaufe täglich im Durchschnitt 35—40 Mass zu 30 Cts. 
Die Milch der gewöhnlichen Lieferanten ist nicht real, dess- 
halb war bei den Müttern kleiner Kinder (Säuglinge) grosse 
Klage, die Verschiedenheit der Qualität verursachte Krankheiten 
und liess ich mich von meiner Gemahlin desshalb bestimmen, 
das Mastvieh abzuschaffen und auch an Familien ausser mei- 
nem Geschäfte Milch abzugeben. Dieselbe wird Morgens und 
Abends (von 12—16 Familien) vom Stall weg abgeholt und könnte 
ich Absatz finden für das doppelte Quantum. Am Zahltag muss 
das Betreffniss je regulirt werden. Ich habe seit drei Jahren 
mich für diese Wirthschaft eingerichtet, befinde mich nicht bes- 
ser als: bei früherer Bewirthschaftung (Mastvieh), weil ich öfter 
mit Vieh wechseln muss, um meinen Kunden entsprechen zu kön- 
nen, und bei schönem Vieh mehr Risiko ist. Allein ich habe 
mich überzeugt, dass die Abgabe von realer Milch eine grosse 
Wohlthat ist für die Arbeiterfamilien und die solidesten unter 
ihnen consumiren am meisten Milch. Statt Wein oder Most 
nehmen sie zur Arbeit (Nüni oder Abendessen) Milch. Dieselbe 
wird immer 12 Stunden stehen gelassen und dann abgerahmt, 
so dass der Rahm zur Verbesserung der Speisen und zur Zu- 
bereitung einer Lieblingsspeise (Wähen, Fladen, Kuchen) ver- 
wendet werden kann. Ich erachte es als Pflicht der Arbeitgeber, 
dafür zu sorgen, dass die Arbeiter reale Milch erhalten können 
und wenn auch damit Opfer gebracht werden müssen und ‚viele 
Unannehmlichkeiten verursacht werden. Milch ist immer noch 
eines der billigsten Lebensmittel und hängt davon die Gesundheit 
der Kinder wesentlich ab; in dieser Beziehung habe ich die 
erfreulichsten Erfahrungen gemacht, die Folgen sind von viel 
grösserer Tragweite, als man, oberflächlich angesehen, glauben 
möchte.« —
	        
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