Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (1. Band)

einer von dem St. Galler kaufm. Directorium im Jahr 1873 heraus- 
gegebenen Statistik waren laut der im Decbr. 1872 veranstalte- 
ten sorgfältigen Erhebungen allein in der Maschinenstickerei in 
Platistich in den drei Kantonen St. Gallen, Appenzell und Thur- 
gau zusammen 15,256 Arbeiter beschäftigt, nämlich 10,696 im 
Kanton St. Gallen, 2849 im Kanton Appenzell A.Rh. und I. Rh. 
und 1711 im Kanton Thurgau. Ausserdem befanden sich auch 
im Kanton Glarus nach dem neuesten Fabrikinspectionsbericht 
von 1873 an 5 Orten dieses Kantons Stickereien und im Ganzen 
32 Maschinen mit 83 Arbeitern. Im Kanton Zürich wurden im 
December 1870 2 Stickereigeschäfte mit 8 männlichen und 28 
weiblichen Arbeitern gezählt; davon hatte ein Stickereigeschäft 
in Wülflingen , dicht bei Zürich, mit 2100 Nadeln Anwendung 
von Wasserkraft. 
Es ist hierbei noch zu erwähnen, dass die schweizerischen 
Stickerei-Fabrikanten einen grossen Theil ihrer Arbeiter jenseits 
des Bodensees und Rheins haben. Die in’s Ausland zum Sticken 
gegebenen Stücke gehen in’s Vorarlbergische , in den Bregenzer 
Wald, in’s Allgäu, in’s Württembergische von Tettnang bis bei- 
nahe nach Stuttgart, in den Schwarzwald bis nach Sigmaringen. 
Die Zahl dieser für die schweizerische Stickerei in Deutschland 
und Oesterreich beschäftigten Arbeiter wird in dem Bolley’schen 
Bericht auf 12,000—14,000 und der Betrag der dafür nach dem 
Auslande bezahlten Löhne auf 5 Millionen Franken angegeben. 
Es wird übrigens von den deutschen und österreichischen Zoll- 
behörden dem Verkehr, der im Eingang rohen Gewebes mit dem 
vorgezeichneten Dessin-Garn und im Wiederaustritt der gestick- 
ten Stoffe besteht, so viel als möglich Vorschub geleistet, d. h. so. 
wenig als möglich durch beschwerende Formalitäten entgegen- 
getreten. Bekanntlich besteht in Württemberg jetzt auch selbst- 
ständige Fabrikation von Stickereien. Es unterliegt keinem Zweifel, 
dass diese ein Schössling der in St. Gallen und Appenzell gegrün- 
deten Wurzel ist, weil das Entstehen von Geschäften durch eine 
bereits vorbereitete Arbeiterbevölkerung wesentlich erleichtert wird 
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