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oh „Wir haben beide Anstalten ganz voll und können leider neuerdings
ür manchen Aufnahmsbegehren wieder nicht mehr entsprechen.
Je ein Lehrer mit seiner Gattin steht an der Spitze einer Anstalt.
Y- Er leitet das ganze Etablissement und besorgt das Rechnungswesen, wobei
at ihm aber die Sache durch das Comptoir in Zürich möglichst erleichtert
In wird. Er hält die Morgen- und Abendandachten und die Tischgebete,
überwacht den Schul- und Religionsunterricht, den die Töchter bei dem
16 Geistlichen und Lehrer des Dorfes geniessen und ertheilt selbst den von
ze dem Schulgesetze geforderten Gesangunterricht. Er geht mit den Töchtern
12 zu und von der Arbeit und controlirt letztere, da auf diese Weise eine
vr wohlthätige Einwirkung auf die Töchter bezüglich Aufmerksamkeit, Ord-
8 nungssinn, Thätigkeit und Treue wohl am zweckmässigsten erreicht wer-
l- den kann. Die Gattin besorgt als Hausmutter das Hauswesen von oben
ıt, bis unten. Hausvater und Hausmutter haben das nöthige Aufsichts- und
ze Hülfspersonal zur Seite und die angestellten Hausnätherinnen helfen
) der Mutter bei dem den Töchtern zu ertheilenden Unterrichte in weib-
mn lichen Arbeiten.
€, Neben den Anstaltstöchtern arbeiten absichtlich in den gleichen
m Räumen Töchter aus den umliegenden Dörfern, die Kost und Logis ausser
t den Anstalten haben. Es sind zwar deren nur je etwa 20 in einer An-
A stalt. Vor Allem aus müssen wir darauf sehen, dass dieselben gutgeartete
Er Mädchen seien, die kein schlimmes Beispiel geben. Dieselben bringen von
us Aussen Erfrischung und Anregung unter die Anstalts-Töchter, bewahren
Is sie vor einem Kastengeiste, überhaupt vor Einseitigkeit und bieten uns
auch mancherlei wohlthätige Anhaltspunkte für die Rechte und Pflichten,
N die wir gegen die Anstalts-Töchter haben.
1- In erfreulicher Weise bemerken wir, dass die Töchter im Allgemeinen
während ihres Aufenthaltes in der Anstalt sich wesentlich bessern und
dass viele aus grosser Verkommenheit auf eine sehr würdige Stufe sich
en emporgearbeitet haben. Natürlich werden uns auch viele bemühende Er-
üT fahrungen nicht erspart, wo alles Arbeiten auf eine Besserung wenig zu
. fruchten scheint. Eine merkwürdige Macht auf das Gemüth der Töchter
© übt das gläubige, herzliche Gebet und das reine fromme Leben der Haus-
ı eltern und sehr häufig wird dadurch ein betretener sündiger Weg verlassen.
S- Was unsere Versuche mit den Schwachsinnigen anbelangt, so können
an wir darüber auch nur Erfreuliches sagen. Manches Mädchen, das man
in nicht anders als zum Versorgungshaus geeignet taxiren konnte, verdient
sich seinen Unterhalt und ist glücklich in der Anstalt.
m Wir haben seit Jahren einen ausserordentlich günstigen Gesundheits-
1e zustand und die Töchter haben im Ganzen ein gutes Aussehen.
m In ökonomischer Beziehung stellen sich die Töchter kaum ungünstiger,
als wenn sie irgendwo anderwärts sich Ersparnisse zu sammeln gesucht
68 hätten. Nachdem sie 4 Jahre in der Anstalt zugebracht und von letzterer
verpflegt und bekleidet worden — unsere Auslagen für Bekleidung ziehen
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