Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (1. Band)

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den Arbeitslöhnen herumzuquälen, einmal die Bezahlung der 
Intelligenz auf das Tapet zu bringen und da Lärm zu schlagen. 
Man renommirt immer mit dem Fortschritt unserer Zeit: mir 
scheint es ein Zurücksinken in die Barbarei, wenn die Muskel- 
kraft (Beispiel des Lohnes der Steinträger in Berlin) besser be- 
zahlt wird als die geistige Kraft. In Tausenden von Familien 
der Beamten und Lehrer ist bitterste Noth; um sie zu vermeiden, 
ist die Ehelosigkeit bei den Beamten fast die Regel geworden. 
Wenn da nicht gründlich geholfen wird, so befürchte ich 
Schlimmes für die moralische Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit 
nicht allein der Beamten, sondern der gesammten Intelligenz.« 
Die arbeitenden ledigen Burschen und Mädchen können, wie 
unsere Darstellung der Kosthäuser für erwachsene und jugend- 
liche Arbeiter zeigt, überall bedeutende Ersparnisse erzielen ; 
die verheiratheten Arbeiter, welche den wichtigsten Schritt des 
Lebens ohne den Rückhalt eines Sparfonds von irgend einer 
Seite gethan haben, können allerdings leichter in Bedrängniss 
gerathen und müssen sich zeitweise grössern Entbehrungen unter- 
werfen; allein selbst solche Familien, welche nur in den schlechter 
bezahlten Gewerben, wie z. B. in den Spinnereien beschäftigt 
sind, befinden sich hier und da nur mit Hülfe der Arbeit ihrer 
Hände in sehr günstiger Lage und beweisen die alte Erfahrung, 
dass es auf das vernünftige Haushalten und Wirthschaften minde- 
stens ebenso ankommt, wie auf das Verdienen hoher Löhne. — In 
den schweizerischen Spinnereien auf dem Lande pflegen bei dem 
grossen Mangel an Arbeitern oft ganz verkommene heimathlose 
Individuen oder schon der Branntweinpest ergebene Suhjecte mit 
Weib und Kindern noch Aufnahme zu finden und sind, wenn 
sie in die richtige Umgebung und Behandlung kommen, nament- 
lich wenn sie in reinlichen Wohnungen untergebracht wurden, 
oft allein durch die strenge Arbeit und Ordnung in der Fabrik 
wieder gerettet und zu nützlichen Gliedern der bürgerlichen 
Gesellschaft umgewandelt worden. Viele Pfarrer auf dem Lande 
wissen von ‚diesen Wohlthaten der Fabriken zu erzählen. Der
	        
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