Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (1. Band)

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Charakter nur durch die Einigkeit aller Glieder und durch das 1" 
Gefühl der Zusammengehörigkeit aufrecht erhalten werden und 
sich in den Kämpfen zwischen Arbeit und Capital nicht auf 
stehende Heere oder Waffengewalt, sondern nur auf Einsicht 
und guten Willen, auf Ordnungssinn und Achtung vor dem selbst- 
geschaffenen Gesetz verlassen dürfen. h 
Die nachstehende Darstellung der Arbeiterverhältnisse und 
der mannigfaltigen Einrichtungen und Massregeln, welche theils 
dem Staate und der freiwilligen gemeinnützigen Thätigkeit, theils 2 
den Arbeitern und Unternehmern ihr Entstehen verdanken, wird : 
den Beweis liefern, dass man sich der Gefahr gewisser socialer : 
Uebelstände in der Schweiz fast überall wohl bewusst ist und N 
an ihrer Beseitigung mit Eifer arbeitet. Freilich zeigt sich bei ) 
tieferer Beobachtung, dass die wahre Gesundheit der staatlichen 
und socialen Verhältnisse nicht allein von den äusseren Veran- 
staltungen als solchen, sondern vorzugsweise von den Menschen, 
welche sie gut oder schlecht benutzen, abhängig ist. 
Es wird ziemlich allseitig eingeräumt, dass sich im letzten 
Jahrzehnt auch in der Schweiz ein Umschwung in den socialen 
Zuständen und Anschauungen vollzogen hat und dass eine tiefe 
Gährung eingetreten ist, mit welcher die Industrie der Gegen- 
wart zu rechnen hat. Drei Thatsachen sind es, welche den 
Frieden zwischen Arbeit und Capital erschüttert und das Auf- 
tauchen gewaltsamer Bestrebungen zur Lösung der Arbeiterfrage 
veranlasst haben: 1) die kriegerischen Ereignisse und politischen 
Krisen in Europa und Amerika; 2) die politische, wirthschaft- 
liche und sociale Befreiung und Gleichstellung der untern Klassen 
in Mitteleuropa und die durch die modernen Verkehrsmittel er- 
leichterte Beweglichkeit der Arbeiterwelt; 3) das Wiederauf- 
tauchen‘ der socialistischen "Theorien mit der praktischen Agi- 
tation der Gewerkvereine und der internationalen Arbeiter- 
association. 
Die socialistischen Theorien sind in der Schweiz nichts Neues. 
Sie wurden in der ersten Hälfte der vierziger Jahre durch den
	        
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