Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (1. Band)

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1) Es geziemt dem freien Bürger-Arbeiter, dass er sich nach freier 
Uebereinkunft mit seinem Arbeitgeber den Feierabend. selbst bestimmt. 
Ein Eingriff des Staates in. dieses Recht der Einzelnen ist nicht gut und 
kann von freien selbstständigen Schweizerbürgern und gar Grütlianern nicht 
gewollt werden. 2) Die Lohnverhältnisse sind auf Grund eines friedlichen 
Vebereinkommens zwischen Arbeitgebern und Arbeitern zu regeln, und 
zwar müssen hiebei a. persönliche Tüchtigkeit und Bildung des Arbeiters, 
5b. die bestehenden Zeit- und Verkehrsverhältnisse, sowie c. der Lebens- 
bedarf der Arbeiter in geistiger und körperlicher Hinsicht gebührend be- 
rücksichtigt werden. 3) Der Grütliverein erklärt, dass er als ein eid- 
genössischer Verein sich ebensowenig den ultramontanen Befehlen von Rom 
aus wie den internationalen Befehlen eines Londoner oder New-Yorker 
Generalrathes unterordnen wird, sondern das Urtheil über die Verbesserung 
der Arbeiterzustände seinem eigenen Nachdenken und der Prüfung der 
überall wechselnden nationalen, lokalen und persönlichen Verhältnisse 
vorbehält. 
Es würde voreilig sein, aus solchen vereinzelten Aeusserun- 
gen und Beschlüssen von hier und da versammelten Arbeitern 
Schliessen zu wollen, dass die schweizerische Arbeiterbevölkerung 
sehr massvoll bleiben werde; aber ebensowenig darf man sich 
durch leidenschaftliche Forderungen anderer Arbeitercongresse 
oder durch socialistische Flugschriften und Blätter zu übertrie- 
bener Furcht und. Schwarzseherei verleiten lassen. Wir leben 
allerdings in einem gewaltigen Uebergange aus alten in neue 
Verhältnisse und mit den neuen Freiheiten und Rechten ist nicht 
auch ein neues und erhöhtes Pflichtgefühl und eine plötzlich ver- 
besserte Einsicht in die Massen eingezogen. Die neuen politischen 
und gewerblichen Rechte, der regere Antheil am öffentlichen 
Leben, der bessere Schulunterricht, das häufigere Zeitungslesen 
erweckt den Arbeiterstand zum Nachdenken, entzündet neue Ideen, 
erzeugt aber auch gleichzeitig vorerst eine Halbbildung oder 
Verbildung , namentlich auf dem Gebiete der wirthschaftlichen 
Fragen, wo sich die grösste Unkunde der Grundbedingungen der 
Güterproduction und der Gütervertheflung geltend machen und 
den Arbeitern die Köpfe verdrehen darf. Alle diejenigen, welche 
rasches Reichwerden versprechen und die Schuld der Noth auf 
Andere werfen, haben mehr Aussicht, gern gehört zu werden,
	        
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