Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (2. Band)

102 = 
abreichte, diesen Betrag auf Fr. 120. vermindert, haben, so sind dessen 
ungeachtet sehr wenige Beschwerden über ungenügende Besoldung von sol- 
chen Büreaux laut geworden. Die Beamten wissen, dass ihre Besoldung 
genau mit dem Masse ihrer Arbeit correspondirt und dass die Verwaltung 
von den durch sie manipulirten Depeschen wenig behält. 
Ad 2. Die Zahl der internen Depeschen hat von 1867 auf 1868 um 
400,853 (101%) und die Zahl der internationalen um 37,*73 (15 °%) sich 
vermehrt; die Zahl der Ausläufer aber von 28 auf 35! Man darf wohl 
sagen, dass wenn die Ausläufer fixe Besoldungen bezögen, deren gegen- 
wärtig mindestens 56 angestellt und die Klagen über allzustrengen Dienst 
und ungenügende Bezahlung dennoch allgemein wären, während jetzt diese 
Ausläufer es gar nicht besonders gerne sehen, wenn ein neuer Gehilfe ange- 
stellt wird, weil sie damit natürlich in ihren Provisionen verkürzt werden. 
Ad 3. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Einrappenprovision, welche 
den Beamten der Hauptbüreaux für jede Depesche bezahlt wird. Die Zahl 
der Spezialtelegraphisten betrug auf 31. Dezember 1867: 126. Um die 
doppelte Depeschenzahl zu bewältigen, genügte eine Vermehrung derselben 
um 19! In Wirklichkeit wurde aber von diesen 145 Telegraphisten nicht 
nur die doppelte Depeschenzahl expedirt, sondern mindestens die ärei- bis 
vierfache. Es wurde nämlich, um den Dienst rascher laufen zu machen, die 
Einrichtung getroffen, dass die entferntern kleinern Büreaux’ nicht mehr 
direct correspondiren, sondern ihre Depeschen an das nächste Hauptbüreau 
abzugeben haben. Die Linien wurden damit viel freier und die Hauptbüreaux 
hatten zwar durch das Abnehmen und Wiederneuaufgeben (Reexpedition) 
der Depeschen eine grosse Mehrarbeit, die sich jedoch in viel ungehemmterer 
Weise und darum rascher abwickeln konnte. Hätte man für diese Arbeit 
nichts bezahlt, so wäre sie natürlich sehr ungern und darum auch lässig 
und ungenügend gemacht worden, während in Folge der Einrappenprovision 
die Büreaux zu diesen Reexpeditionen fast nur zu bereitwillig waren und 
im Jahr 1868 nicht weniger als 886,757 Depeschen umspedirten. Es darf 
mit Sicherheit behauptet werden, dass die grosse Taxreform (Einführung 
einer Taxe von 50 Cts. für die Depesche von 20 Worten) nur wegen dieser 
Rappenprovision geglückt ist. Eben so sicher ist wieder, dass ohne diese 
Provision, welche die Büreaux natürlich für eine kleinst mögliche Anzahl 
von Beamten zu erhalten suchen, damit die Einzelnportionen grösser bleiben, 
eine viel grössere Anzahl von Telegraphisten hätten neu angestellt werden 
müssen. 
Wir dürfen somit sagen, dass das System der Belohnung der Beamten 
durch Abgabe eines Theils der Einnahmen in Form von Provisionen im 
Telegraphenwesen sehr gut gewirkt hat und dass sich diese Wirkung durch 
entsprechende Erhöhungen der Baarbesoldung nicht hätte erreichen lassen, 
Wir glauben nun, dass auf dem Gebiete des Postwesens die Einführung 
von Provisionen nothwendig ganz ähnliche Folgen erzeugen müsste. Wir 
haben oben schon gesagt, dass wir eine Verminderung der Zahl der. Post-
	        
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