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es Arbeiter in Genf, welche täglich nur 4 Fr. verdienen , wäh-
rend Andere bis auf 20 Fr. kommen. Aber auch in den ver-
schiedenen Ortschaften variiren die Löhne sehr bedeutend. In
Genf werden die höchsten Löhne bezahlt. Diess kommt daher,
dass hier nur « montres de choix » , d. h. Uhren fabricirt werden,
die sehr geschickte Arbeiter erfordern. Betreffs der Lohn a u s-
zahlung herrscht die allergrösste Verschiedenheit. Viele Arbeiter
werden wöchentlich, andere monatlich bezahlt; noch andere ver-
langen den Lohn, wenn sie denselben bedürfen, ohne dass be-
stimmte Termine für die Auszahlung desselben festgesetzt werden.
Im Kanton Neuenburg ist es an vielen Orten und für viele
Uhrenarbeiter Sitte, den Lohn nur an zwei Terminen des Jahres
auszuzahlen , nämlich am Johannisfest und am Martinstage.
Teber die Löhne und Verhältnisse der Uhrenmacher in Biel
entnehmen wir der Specialenquete des Herrn Pfarrer Hirsbrunner
folgende Mittheilungen :
Herr Gemeindrathspräsident Dr. Bühler berichtet: Die Uhren-
macher verdienen je nach der Branche 3 — 12 — 15 Fr. pr. Tag,
die Frauen Fr. 1. 50 bis Fr. 2. 50.
Die Herren F. Blösch-Neuhaus & Cie. in Biel schreiben an
Herrn Pfarrer Hirsbrunner: « Die Uhrenmacherei ist die Haupt-
industrie von Biel. Abgesehen von einigen Ateliers und Comptoirs,
in denen kaum je über ein Dutzend Leute beschäftigt werden,
können die Uhrenmacher zu Hause in ihrer Wohnung arbeiten,
die meistens sehr gut eingerichtet ist. Der Uhrenmacher ist
wahrscheinlich derjenige Arbeiter, der vor allen andern den
Löwenantheil bekommen hat. Sein Beruf ist nicht beschwerlich,
a er ist frei, seine Arbeitszeit einzutheilen, wie es ihm passt, kann
sich überhaupt bewegen, wie er will. Dabei hat er seinen sehr
durch- guten Verdienst, der ihm nicht nur gestattet, eine Familie an-
otreilen ständig zu ernähren, sondern er hat überdiess Mittel und Wege,
Zäffar- sich ganz ordentliche Ersparnisse zu machen. Leider gibt es
Löhne aber viele Uhrenmacher, welche nicht sparen können und ihr Geld
30 gibt ebenso leicht ausgeben, wie sie es verdienen. »