— 237
Eine dritte Kategorie bilden die »Schul- und Jugend-
ersparnisskassen«; sie sind von Spyri angeregt worden und
haben seit dem Jahre 1852 grosse Verbreitung gefunden. —
. Eine ganz eigenthümliche Einrichtung ist die Lotterie Moll
bei der Sparkasse von Biel; $ 11 der Statuten lautet in der
Uebersetzung :
»Die Summe von 2000 Fr., welche früher der Sparkasse
durch den verstorbenen Herrn J. Moll geschenkt wurde und in
Frankreich in öffentlichen Kassen deponirt worden ist, bleibt dem
Wunsche des Schenkers gemäss Eigenthum der Kasse unter der
Bedingung, dass die Zinsen dieser Summe unter die ärmsten
Einleger, welche von Geburt Schweizer und womöglich Dienst-
boten sind, jährlich mittelst einer Lotterie vertheilt werden. Die
Generalversammlung kann die Loose vermehren, indem die dazu
nöthige Summe aus den Ueberschüssen der Sparkasse bestritten
wird. Die Vertheilung der Loose findet jedes Jahr unter der Form
einer Lotterie am zweiten Sonntag im Januar nach dem deutschen
Gottesdienst im Stadthause statt. Um an der Lotterie Theil zu
nehmen, muss der Einleger mindestens an die Kasse ein Gut-
haben von 100 Fr. besitzen und im verflossenen Jahr eine neue
Einlage gemacht haben; der während des verflossenen Jahres
angelaufene Zins wird nicht als zum Depot gehörig betrachtet.
Die Gewinne, welche unmittelbar nach der Verlosung, der jeder
Theilhaber persönlich beiwohnen kann, nicht eingezogen werden,
sollen zum Guthaben der Gewinner geschrieben werden.«
Die Lotterie in Biel soll wesentlich dazu beigetragen haben,
die Dienstboten zur Sparsamkeit zu ermuntern. Auch ist die
Frage angeregt worden, ob es nicht wünschbar wäre, dass auch
die übrigen Sparkassen eine ähnliche Einrichtung erhalten. Dieser
Gedanke beruht auf der Anschauung, dass die Lust zum Hazard-
spiele, klug und weise geleitet, gute Frucht bringen könne. Spyri
theilt diese Ansicht nicht, da es kaum zwei grössere Gegensätze
gäbe als Lotterie mit unverhofftem Gewinn und Sparkassen mit
ihrem ernsten, anhaltenden Ringen. —