Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (2. Band)

hältnisse als solche zwischen Meister und Arbeiter und Lehrling, 
nur dass der Einzelne mehr in seiner Selbstständigkeit gehemmt 
ist, indem er sich den Anordnungen einer Genossenschaft unter- 
ziehen muss. Dieses halte ich aber für keinen Fortschritt. 
Auch bemerke ich, dass sich in der Regel in solche Genossen- 
schaften nur mittelmässige Kräfte aufnehmen lassen, denn 
die guten Kräfte können in der Abhängigkeit von ungleichen 
Genossen nicht existiren.« — »Viel Köpfe, viel Sinne,« schreibt 
ein anderer Meister, welcher sich auf die Erfahrung beruft, dass 
Geschäfte von einem oder zwei einzelnen Personen allein 
geführt, immer ein besseres Fortkommen gefunden hätten, als 
solche, in denen eine grössere oder kleinere Anzahl gleiche 
Rechte bei der Führung und dem Antheile beanspruchen. Ein 
älterer Tischlermeister schreibt uns: »Ich stelle den Productiv- 
Genossenschaften in unserm Gewerbe keine günstige Zukunft, 
erstens weil bei solchen Genossenschaften sich früher oder später 
eine gewisse Rivalität entwickelt und kaum 6 Arbeiter gleichen Ar- 
beitsgeist, gleiche Intelligenz und Ausdauer haben, geschweige denn 
eine noch viel grössere Anzahl, und sich bis jetzt die meisten dieser 
Genossenschaften immer wieder zu ihrem eigenen Nachtheil auf- 
gelöst haben, zudem der wirkliche Ertrag der "Tischlerei ein 
sehr bescheidener ist und es bei diesem Gewerbe eines bedeu- 
tenden Capitals bedarf für den Ankauf des Holzes, das vor dem 
Gebrauche längere Zeit ablagern muss, Was bei dem KEisen- 
arbeiter, der sich seinen Bedarf jeden Augenblick nur holen kann, 
nicht der Fall ist. Es wäre sehr zu wünschen, dass einmal 
eine Statistik aufgenommen werden könnte, wie viel Meister, 
die mit Umsicht und Sparsamkeit gearbeitet haben, sich speciell 
von der Tischlerei ein Vermögen erworben haben. Nach meinen 
Erlebnissen sind im Bezirk Zürich kaum 8—10, welche aus- 
schliesslich vom Berufe so viel errungen haben, dass sie beschei- 
den ihr Alter mit Ruhe schliessen können. Das möchte ich 
allen denjenigen Arbeitern an’s Herz legen, welche unberechtigte 
2683
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.