Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (2. Band)

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2. Arbeitseinstellungen im Kanton Genf. 
Der Kanton Genf ist schon seit Jahren der Schauplatz häufiger 
und sehr umfangreicher Arbeitseinstellungen gewesen. Es haben 
gefeiert in den Jahren 1868 und 1869: Genfer Graveure 3 Monate, 
Genfer Bauhandwerker 5 Wochen, Genfer Steinhauer und Maurer 
5 Wochen, Genfer Typographen 3 Monate. Der Strike der Genfer 
Bauhandwerker im April 1868 wurde durch die Vereinbarung von 
Staatsrath Camperio und Armand Gegg beendet. Im Juni 1870 
brach in Genf ein neuer Strike aus, der bald alle Branchen des 
Bauhandwerks, mehrere tausend Personen, ergriff und grössere 
Dimensionen annahm als sie jemals vorher und später bis jetzt in 
der Schweiz vorgekommen sind. Der Mitte Juli 1870 erfolgende 
plötzliche Ausbruch des deutsch - französischen Krieges und der 
Mangel an Subventionen der Arbeiter führte das rasche Ende des 
Strike herbei. Wir schildern den Verlauf dieser Bewegung nach 
den Genfer Correspondenzen der Neuen Zürcher Zeitung vom Juni 
und Juli 1570: 
(Genfer Correspondenz vom 2. Juni 1870.) Sie wissen, dass 
wir seit drei Jahren aus einer Arbeitseinstellung in die andere gerathen, 
und dass unsere Internationalen sich nach einander an die verschiedenen 
Gewerkschaften wenden, auf einmal nur eine nehmend, um sicherer zum 
Ziele zu gelangen. Diessmal stehen sie bei den Gypsern; aber die Meister 
der verschiedenen Baugewerke, einsehend, dass sie dadurch bedroht werden, 
haben sich entschlossen, diesem fremden Drucke die Spitze zu bieten, und 
nach langen Besprechungen haben sie eine Proclamation anschlagen lassen, 
die ausspricht, dass, wenn die Gypser bis Donnerstag den 9. Juni nicht. zur 
Arbeit zurückgekehrt sind, alle Werkstätten der Baugewerke am Samstag 
den 11. d. Morgens geschlossen werden. Die Arbeiter haben in einer Gegen- 
proclamation geantwortet und darin alle Arbeiter des Kantons am Samstag 
den 5. zu einer Generalversammlung eingeladen. 
(Genf. Correspondenz vom 9. Juni.) Die Gypsergesellen 
haben heute ihre Arbeit nicht angetreten. Was werden die Meister über- 
morgen thun? Es ist sehr zu wünschen, dass es zu einer friedlichen Lösung 
komme; aber was man vor Allem wünschen soll, ist, dass die Lösung eine 
wahre sei und kein Schönpflaster, wie es uns innert drei Jahren schon zwei 
oder drei Mal von einigen unserer Magistraten angeboten worden ist. Wir 
werden vielleicht eine harte Viertelstunde zu erdauern haben: aber wahre
	        
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