« Der viermonatliche Kampf der Genfer Goldarbeiter zur Er-
ringung neunstündiger Arbeitszeit hat dieselben Fr. 49,000 ge-
kostet. Von Genf und auswärts sind im Strike Fr. 25,000 als
Geschenk und Fr. 21,000 als Darlehen eingegangen. Unter den
Schenkungen erscheint die Arbeiterschaft Genf’s mit über Fr. 13,000.
Zur Tilgung der Schuldenlast hat nun jeder in Genf beschäftigte
Goldarbeiter eine Wochensteuer von 1 Fr. zu entrichten und glaubt
man dadurch, die Fr. 21,000 innerhalb 2 Jahren zu decken.»
Herr Armand Goegg, der bekannte radikale Politiker, wel-
cher als ein warmer Freund der Arbeiter von diesen im Früh-
jahr 1868 zum Vermittler gewählt wurde, schreibt uns über die
Genfer Strike und seine Vermittlung am 12. Februar 18783
Folgendes:
«Ich habe nur einmal in Genf öffentlich als Vermittler zur
gütlichen Beilegung eines Strike mitgewirkt und zwar vor
Ostern im Frühjahr 1868, wo sämmtliche Arbeiter vom Bau-
fache — Maurer, Steinhauer, Zimmerleute, Schlosser etc. —
statt 12 stündiger Tagesarbeit eine 10stündige und 20°, Lohn-
erhöhung verlangt, und während 3 Wochen ohne Ausnahme den
Strike ausgehalten haben.
Die Nachbarschaft Frankreichs, wo seit Jahren schon 10stündige
Tagesarbeit und höherer Lohn existirten, sowie die gesteigerten
Lebensmittel- und Wohnungspreise gaben hiezu die Veranlassung.
In einem offenen Schreiben an sämmtliche Genfer Blätter
schlug ich zur gütlichen Beilegung statt 12stündiger 11 stün-
dige Tagesarbeit und 10 °/, Lohnerhöhung vor, weil ich die Ueber-
zeugung hatte, dass die Arbeiter wegen Mangels an auswärtiger
Unterstützung den Strike auf die Dauer nicht aushalten konnten
und die Meister — durch früher abgeschlossene feste Contracte
gebunden — auf den Verlust nicht eingehen würden.
In Folge dieses Schreibens haben mich die Delegirten der
Arbeiter für Berufung und Abschluss der Unterhandlungen zu
ihrem Bevollmächtigten und die Meister den damaligen Staats-
rathspräsidenten Camperio zu dem ihrigen ernannt.
J0Rß