Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (2. Band)

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welcher sich der entlassenen Arbeiter annahm , mit seinen Be- 
strebungen in Stadt und Land vielerlei Sympathien bis zu dem 
Augenblicke, da er sich plötzlich als «internationaler Arbeiter- 
verein» entpuppte. Die öffentliche Meinung kehrte ebenso ein- 
müthig wie entschlossen dem >» internationalen Arbeiterbunde » 
den Rücken, weil sie meinte, dass in einem solchen Vorgehen 
und unter einer solchen Fahne sich nicht bloss ein Gewaltmittel 
gegen die Arbeitgeber, sondern auch eine gewisse Drohung gegen 
die Gesellschaft im Allgemeinen kundgebe. 
Anfang Juli hielten nicht bloss die Fabrikbesitzer, sondern 
auch die Handwerksmeister und andere Arbeitgeber aus der 
Stadt und Umgegend eine sehr zahlreich besuchte Versammlung, 
um sich über ein gemeinschaftliches Vorgehen gegen den inter- 
nationalen Arbeiterbund zu besprechen. Einmüthig wurde be- 
schlossen : 
1. Dem Begehren der Arbeiter um Verlängerung der Mittagszeit vom 
einer Stunde auf ein und eine halbe Stunde sei nicht zu entsprechen. 
2. Bestimmungen über Lohn und Arbeitszeit seien den einzelnen Arbeit- 
gebern oder Corporationen überlassen. 
Sämmtliche Anwesende verpflichten sich durch Unterschrift, Samstag 
den 8. Juli ihren Arbeitern und Angestellten zu eröffnen, dass sie: 
binnen 8 Tagen die schriftliche Erklärung abzugeben (resp. ein For- 
mular zu unterschreiben) haben, nicht Mitglied des internationalen 
Arbeiterbundes zu sein oder zu werden, so lange sie hier in Arbeit 
stehen; im Verweigerungsfalle sei der Angestellte sofort zu entlassen. 
Obige Beschlüsse sollen sammt den Unterschriften der Anwesendem 
sowohl dem Gemeinderathe der Stadt St. Gallen als auch dem Regie- 
rungsrathe des Kantons schriftlich mitgetheilt werden, ohne irgend 
welche Direction und mit vollkommenem Zutrauen in die Behörden. 
Dies Vorgehen reizte nun wieder die Arbeiter, welche auf 
den 9. Juli eine sog. Arbeiter-Landsgemeinde beriefen, welche 
in St. Fiden bei St. Gallen abgehalten wurde, und zu welcher 
auch Internationale aus Zürich herbeieilten, um die theilweise 
schon wieder zur Arbeit zurückkehrenden St. Galler Vereins- 
mitglieder zur Ausdauer anzuspornen. Die Zeitungen berichteten 
von 1500 Besuchern der Versammlung, unter denen auch Arbeit- 
geber und Männer aus allen Ständen den Verhandlungen beiwohnten.
	        
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