Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (2. Band)

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Sonntag Morgens seine Arbeit fertig hatte und wieder neue fasste für ein 
oder mehrere Tage, so wurde ihm diese auch gleich ausbezahlt. War nun 
Einer nicht mächtig genug, sein Vorempfangenes zu behalten, sondern liess 
es mit dem Uebrigen draufgehen, so konnte dann wohl auch der Montag 
noch verjubelt werden. Sehr häufig kam es vor, dass sie Samstag auf Sonn- 
tag die Nacht durcharbeiten mussten, um pressante Arbeit fertig zu bringen, 
und wenn dann so ein abgemüdeter Körper und geschwächter Magen sich 
ein Glas Wein zuführte an den Orten, wo diese Klasse Arbeiter gewohnt 
waren hinzugehen, und wo in der Regel nicht vom Guten geschenkt wurde, 
so war es auch kein Wunder, wenn der Montag erst wieder am Körper gut 
machen sollte, was die. Erholungen vom Sonntag bewirkt hatten. — Besser 
als alle Polizeiverordnungen, welche diesem « Blauen » entgegenwirken sollten, 
wirkten die Bildungsvereine. Durch sie erst kam Gefühl für Ordnung 
und Anstand nach und nach unter die Leute und wollen wir hoffen, dass, 
wie dies dem Arbeiterstande zu gut kam, die Früchte auch der Meister- 
schaft nicht verloren sein werden, da sie sich doch aus dem Arbeiterstande 
rekrutirt. » 
6) Arbeitseinstellung von Schuhmacherarbeitern 
in Winterthur. 
In Winterthur haben in den Jahren 1871 und 1872 zwei 
Arbeitseinstellungen von Schuhmacherarbeitern stattgefunden. Im 
Jahre 1871 strikten etwa 40 der bei Meistern in Arbeit stehen- 
den Gesellen 3 Wochen lang und verlangten Abschaffung der 
alten herkömmlichen Kost, Einführung der Stückarbeit und eines 
geregelten Tarifs für die Arbeiter. Nach den uns von dritter 
ganz unbetheiligter Seite gemachten Mittheilungen hielten die 
Schuhmachermeister allerdings mehrere Versammlungen, worin 
sie sich über die der Arbeitseinstellung gegenüber zu ergreifenden. 
Massregeln besprachen, waren jedoch unter sich nicht recht einig 
und kamen zu keinem Resultat, so dass sämmtliche Forderungen 
der Arbeiter schliesslich bewilligt wurden. 
Weit hartnäckiger und länger war die Arbeitseinstellung 
der in den 3 Winterthurer Schuhfabriken angestellten Arbeiter, 
Nach der uns von einem Arbeitgeber, dem Herrn Schuhfabrikant 
Joh. Hofmann in Winterthur, ertheilten Antwort dauerte diese 
Arbeitseinstellung vom Februar bis Juni 1872. Es waren dabei
	        
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