Full text: Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen der Schweiz (2. Band)

EL 
ahlung in zwei Vor einiger Zeit wollte ich auch bei untergeordneten Arbeitern, die 
ochen, die wir, ich im Hause beschäftige, einen Versuch der Tantieme machen. Ich stellte 
3 Urtheil eines ihnen die Wahl einer Lohnzulage oder Tantieme, sie zogen aber ein- 
stimmig das Erstere vor mit dem Bemerken: sie wollten lieber bestimmt 
‚hrung, einfach wissen, was sie haben, und dies wäre gewiss auch die Stimmung im All- 
gemeinen. 
Bei den weiblichen Arbeitern habe ich schon seit Jahren das Spar- 
, kassensystem eingeführt. Am Ende der Woche sagt Jeder beim Empfang 
38. wieviel er in die Kasse legen wolle, und am Ende des Jahres mache ich 
, Jedem eine Extrazulage. Ich beschäftige mich noch damit, mit dieser Zu- 
On besitzen, SO: lage eine Art Tantieme zu verbinden, aber bis jetzt bin ich nicht klar, 
x zersplittert st; was der rechte Weg ist; denn einmal angefangen muss man fortfahren. Als 
' schwierig. Wir Ersatz hatte ich bisher das Princip, dass ich die Leute nie wegen Arbeits- 
1. den ‚Weber, mangel entlasse und ihnen auch bei Krankheiten stets den vollen Lohn 
at mich die Frage zahle. Die Leute sind damit sehr zufrieden und es kommt ihnen nicht in 
rschafft werden?» den Sinn, noch mehr zu erwarten; sie wissen, dass ich für sie thue, was 
Experiment, dass ich kann. Ein Mal im Jahre lade ich in zwei Abtheilungen die männlichen 
Abzug von einer und weiblichen ‚Arbeiter und Angestellten zu einem Essen in meine Woh- 
3 d. h. ich wollte nung ein, damit sie wissen, ich achte sie als meine Nebenmenschen, die 
ionär des Webers vor Gott ganz gleich sind; es hat dies einen sehr guten Einfluss gehabt. 
‚mn und zum Wohl- Ein Mal im Jahr lasse ich sie auch einen Ausflug in die Berge machen 
th wäre, Ich be- mit Picknick, d. h. ich bezahle natürlich Alles. Mit den männlichen An- 
‚ohn als er sonst gestellten gehe ich selbst für 1—2 Tage, und sie gehören mir stets zu den 
; direct nach Cal- schönsten des Jahres. Wie Sie wissen, arbeiten wir sehr streng, aber 
her Conjuneturen gerade diese Aufmerksamkeiten und ein coulantes Verfahren im Besolden 
hältnissen selbst- machen die Leute stets willig. 
grössern Betriebe So gern ich mein Bestes für das Wohl Derjenigen ‚thue, welche mir 
°n können? KEnt- ihre geistigen und physischen Kräfte leihen, so wenig liesse ich mir etwas 
o zu decken oder abtrotzen; lieber würde ich mein Haus schliessen, als dass ich mir von 
eine gute Absicht meinen Angestellten vorschreiben liesse, welche Tantieme ich ihnen zu be- 
meine Idee wieder zahlen habe. » 
anten regelmässig 
TE 
N En Der zweite Brief vom 7. Mai 1873 lautet: 
Au « Ich finde, man geht in den Versuchen, die Arbeiterfrage zu ordnen, 
5 aus lauter Aengstlichkeit viel zu weit und verdirbt damit factisch mehr 
zen grosser Lager, als man gut macht. 
. Ich theile die Frage in berechtigte und unberechtigte Ansprüche der 
rer Zeit das Tan- Arbeiter und Arbeitgeber. 
ner Commis eine 
ch thuc es nicht Ich anerkenne als berechtigte Ansprüche des Arbeiters : 
Jiejenigen, welche 1. Sein Streben sich Eigenthum zu erwerben, um für die alten und 
lair einen Antheil kranken Tage zu sorgen, einen eigenen Herd zu gründen, seine Kinder 
Litarbeit haben. physisch und geistig zu nützlichen Gliedern der Gesellschaft zu erziehen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.