Full text: Wege des Verkehrs

bahnzüge auf Trajektschiffen über die weiten Wasser- 
flächen tragen. 
Oftmals sind Pläne erörtert worden, wie im Interesse 
des raschen Eisenbahnverkehrs trennende Meeresarme 
zu untertunneln wären — etwa in der Art der Unter- 
tunnelung breiter Flüsse zur Verbesserung des Lokal- 
verkehrs (Elb-Tunnel in Hamburg u. a.). Im Laufe der 
Jahrzehnte sind solche Projekte zum Teil in einer bald 
technisch durchführbaren, zum Teil in etwas phanta- 
stischer Form empfohlen worden, so u.a. für den 
Ärmelkanal, den Öresund, die Straße von Gibraltar, 
die Meerenge von Messina, den Bosporus, die Bering- 
straße usw. Keine dieser angeregten Untertunnelungen 
von Meeresteilen größerer Ausdehnung ist bisher ver- 
wirklicht worden; doch ist dies kaum mehr als ein Zu- 
fall. Der bereits seit vielen Jahrzehnten, eigentlich 
schon seit 1802 erwogene und besonders oft erörterte 
Gedanke, einen Tunnel unter dem Englischen Kanal 
zu bauen, ist der einzige, der wenigstens ansatzweise 
einmal in Angriff genommen wurde. Von 1876 bis 
1883 wurde an diesem Tunnel gearbeitet. Fast von heute 
auf morgen wurde der Bau aber dann eingestellt, weil 
in England lebhafte, wenn auch sachlich ganz unsinnige 
Befürchtungen aufkamen, daß ein solcher Kanaltunnel 
eine militärische Invasion begünstigen könne. Nach 
dem Weltkriege schien der Gedanke des Kanaltunnels 
für immer aufgegeben worden zu sein, da die 
im Kriege neugeschaffenen Trajektschiffe für den eng- 
lisch-französischen Eisenbahnverkehr wie vor allem 
die raschen und bequemen Fluglinien, die dem Per- 
sonen- und Postverkehr ungleich schnellere Verbin- 
dungen gewährten, den Tunnel entbehrlich zu machen 
geeignet waren. Trotzdem wird gerade in allerjüng- 
ster Zeit der Tunnelplan erneut sehr stark befürwortet 
— jetzt allerdings aus einem völlig anderen Grunde 
wie im 19. Jahrhundert. 
109
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.