Full text: Wege des Verkehrs

Mittelalter unbekannt. Nürnberg galt als eine muster- 
gültig saubere Stadt, weil dort vom Magistrat nachts 
wenigstens tote Ratten, Katzen, Hunde, Schweine usw. 
auf den Straßen eingesammelt und fortgeschafft wurden. 
Während im 13. Jahrhundert im fernen China unter 
der Mongolenherrschaft nach dem Bericht Marco Polos 
(II, 68) »die Straßen von Quinsay (Hangtschou) und 
auch die Landstraßen alle mit Kieseln und Backsteinen 
gepflastert« waren, war ein solcher Luxus im Europa 
jener Zeit ganz unbekannt. Als erste deutsche Stadt er- 
hielt 1331 Prag Kieselsteinpflaster auf den Hauptstra- 
ßen; 1368 folgte Nürnberg, 1399 Bern, 1400 Regens- 
burg, 1406 Breslau, 1416 Augsburg. In der heutigen 
Reichshauptstadt Berlin begann man erst 1679 mit der 
Pflasterung der Hauptstraßen. Noch im 18. Jahrhun- 
dert war bei nassem Wetter der Verkehr in den großen 
europäischen Städten so beschwerlich, daß vornehme 
Herren und Damen, soweit sie nicht zu Pferde ritten, 
sich in Sänften durch die schmutzigen Straßen tragen 
ließen oder aber in eignen Karossen fuhren. 
Wer nicht wohlhabend genug war, sich solche kost- 
spieligen Dinge leisten zu können, der mußte eben zu 
Fuß gehen. Mietwagen, die man für billiges Geld auf 
Zeit benutzen konnte, kamen erst im 17. Jahrhundert 
auf, zuerst 1625 in London, 1650 in Paris, wo das »Hotel 
St. Fiacre« ihr Standort war (hieraus hat sich der zumal 
in Österreich bis jetzt lebendig gebliebene Begriff Fi- 
aker gebildet !). 
In der Dunkelheit mußten die Bürger selber für 
Fackeln oder Laternen sorgen, die sie bei mangeln- 
dem Mondschein wenigstens einiges auf den Straßen 
sehen und Hindernisse erkennen ließen. Erst im 19. Jahr- 
hundert ergingen hier und da einige Vorschriften an die 
Hausbesitzer, für bescheidene Beleuchtung zu sorgen; 
im 19. Jahrhundert kamen die ersten Gaslaternen auf, 
die ersten 1808 in England. In Deutschland ging das 
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