gespielten Normalwegen des Verkehrs. Die Bezwin-
gung der Luft hat den Menschen unabhängig oder doch
zumindest in großem Umfang unabhängig gemacht von
der zufälligen Beschaffenheit des Erdbodens und den
verkehrsgeographischen Gesetzen, die sich daraus ent-
wickelt haben. Die Verteilung von Berg und Tal, von
Land und Wasser, die Lage der Pässe, der jeweilige
Verlauf der Flüsse, der Küsten usw., sie sind für den
Luftverkehr von geringem Belang. Nur bei der Wahl
der Flughäfen, der Zwischenlandungsplätze usw. bleibt
er von den Gegebenheiten des Erdbodens abhängig.
Im übrigen hat der Luftverkehr, wie sich der Franzose
Ular schon vor dem Kriege äußerte, aus der Geographie
Geometrie gemacht, insofern als er für die Überwin-
dung einer bestimmten Strecke, unabhängig von allen
Niveauunterschieden des Bodens, die kürzeste Linie,
die Grade, wählen kann — es sei denn, daß bestimmte
Witterungsvorgänge eine Abweichung von der Regel
notwendig oder ratsam erscheinen lassen.
Hiervon abgesehen, weisen aber die heutigen Ver-
kehrswege der Luftfahrt auch im weltweiten Fernver-
kehr einige sehr charakteristische Unterschiede von
allen bis dahin geltenden Regeln auf, und diese Unter-
schiede dürften in Zukunft immer zahlreicher in Er-
scheinung treten.
Nehmen wir ein besonders charakteristisches Bei-
spiel! Im Überseeverkehr nach Südamerika pflegen
die Seeschiffe Europa in ihren westeuropäischen Häfen
zu verlassen, gleichviel ob diese in Deutschland, Hol-
land, Belgien, England, Frankreich oder sonstwo liegen.
Andrerseits wird im Überseeverkehr nach dem Osten
(Suezkanal, Indischer Ozean, Ostasien usw.) vom
Schnellverkehr mit‘ Vorliebe Italien als Ausgangspunkt
gewählt, während die Frachten bereits in ihren Heimats-
häfen auf das Schiff kommen. Infolgedessen spielen die-
jenigen Halbinseln Europas, die geographisch am näch-
I42