Full text: Wege des Verkehrs

Meer her über den unteren Don oder vom Kaspischen 
Meer unmittelbar aus der Wolgamündung zur mitt- 
leren Wolga und folgten dieser bis zur Einmündung 
der Kama, wo die einst blühende Handelsstadt Bulgar 
zumal seit dem ıo. Jahrhundert ein wichtiger Um- 
schlagsplatz des Pelzhandels war. Später gingen die 
arabischen Kaufleute, der Kama folgend, noch erheb- 
lich weiter nach Norden hinauf, meist bis zum heutigen 
Tscherdyn, das eine ähnliche Rolle wie Bulgar spielte. 
Schließlich aber stießen die Araber noch beträchtlich 
vorwärts, nämlich einmal über den Jekaterinburger 
Paß des Urals nach Sibirien hinein und weiterhin ins 
Gebiet der Petschora und des nördlichen Urals, wobei 
eine direkte Erreichung des Nördlichen Eismeers 
durch die Söhne des heißen Südens durchaus vorge- 
kommen sein kann. Gerade die Länder zu beiden 
Seiten des Urals waren zu allen Zeiten und bis auf den 
heutigen Tag ein wahres Pelzdorado. Nirgend sonst 
in Europa waren so prachtvolle Pelze wie dort in rei- 
cher Fülle. zu erwerben. . Bis etwa zum Ende des 
14. Jahrhunderts hat dieser arabische Handel mit dem 
hohen Norden gedauert, über den zahlreiche arabische 
Schriftsteller des Zeitalters in hochinteressanter Weise 
berichten. Es verdient dabei besonders erwähnt zu 
werden, daß in Nordeuropa wie in Sibirien die Pelz- 
aufkäufer nicht etwa im Sommer, sondern mit Vorliebe 
im endenden Winter und Frühjahr erschienen, wenn die 
Zeit der allzu großen Dunkelheit schon wieder zu Ende 
ging, dennoch aber Schnee und Eis noch überall das 
Erdreich bedeckten. Im Hundeschlitten waren die gro- 
ßen Entfernungen in öden Gebieten nämlich sehr viel 
schneller und angenehmer zu überwinden, als wenn 
man mit den Reisen bis zum Sommer gewartet hätte, 
wo die Wasserflächen und Sümpfe unüberwindliche 
Schwierigkeiten darboten und oft genug die Schnaken- 
plage unerträglich wurde. 
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