vorwiegend in die nord- und westeuropäischen Länder
' gehen. Er wurde daher nach Möglichkeit immer von
Peking aus über den Nankou-Paß und durch die Wüste
Gobi nach Mittelsibirien geschafft und gelangte von
dort, langsam und umständlich genug, westwärts nach
| Moskau und ins übrige Europa. Von besonderer Be-
- deutung für diesen Teehandel war die Stadt Kjachta
- an der chinesisch-sibirischen Grenze, die infolge des
1 Tee-Zwischenhandels im 19. Jahrhundert zu hohem
7 Wohlstand gelangte.
Eine grundlegende Wandlung erfuhr diese durch
knapp ein Jahrhundert benutzte »Teestraße«, als am
3. November 1901 die Große Sibirische Bahn dem Ver-
kehr übergeben wurde, die durch die mandschurischen
Bahnen mit den nordchinesischen zusammenhing. Nun
? war es möglich, den Tee von China sehr viel schneller
1 und billiger nach Europa zu befördern. Die »Tee-
; straße« durch die Wüste Gobi verödete daher und mit
ihr das wohlhabende Kjachta. Allerdings stand die neue
Bahnverbindung dem Teehandel doch nicht lange zur
Verfügung. Im Russisch- Japanischen Krieg 1904/05, im
Weltkrieg 1914—1918, in den schweren innerrussischen
Bürgerkriegen 1918—1920 war die Verbindung ganz
oder doch fast ganz unterbunden, und auch nach 1920
hat der Teetransport über die Sibirische Bahn nie mehr
die Bedeutung erlangt wie in den ersten Jahren nach
1901, da die Zerrüttung der russischen Wirtschaft und
die trostlosen Verkehrszustände auf der Sibirischen
Bahn, die nur hier und da noch einmal leidlich verläß-
lich benutzt werden kann, den Teehandel auf dieser
Strecke ziemlich zugrunde richteten. Es kam hinzu, daß
inzwischen sehr verschiedene andere Länder zum Tee-
3 anbau übergegangen waren, und zwar gerade auch
S englische und niederländische Kolonien, so daß dem
chinesischen Tee sein Monopolcharakter völlig verloren-
ging. So kommt es, daß heute jene »Teestraße« des
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