ten sie den gesamten wertvollen Handel mit den west-
lichen Meeren zum alleinigen karthagischen Monopol
zu machen und sperrten deshalb für mehr als 300 Jahre
die Gibraltarstraße für jegliche nichtkarthagische Schiff-
fahrt. Wenn die übrigen Handelsnationen des Mittel-
meers, an der Spitze die um 60oo v. Chr. gegründete
griechische Kolonie Massilia (Marseille), auf den ein-
träglichen und nahezu unentbehrlichen Handel mit Bri-
tannien nicht völlig verzichten wollten, mußten sie sich
daher neue Verkehrswege dorthin erschließen. "Tat-
sächlich tasteten sich die Massilioten durch das Rhone-
tal auf Überlandwegen an die atlantische Küste heran,
wo an der Mündung der Loire ein wichtiger neuer
Handelsplatz, Corbilo, entstand, von dem sonst nichts
bekannt ist. Von der Loire- und Seine-Mündung aus
traten sie dann unter Umgehung der karthagischen
Sperre mit Britannien in Verbindung und scheinen
jahrhundertelang diesen neuen Verkehrsweg eifrig be-
nutzt zu haben. Nachrichten darüber liegen freilich nur
in knappen Andeutungen vor, weil die Händler damals
gern solche Kenntnis wertvoller Wege als Handels-
geheimnis zu behandeln pflegten.
Eine ganz ähnliche erstaunlich häufige Wandlung
haben die hochwichtigen Handelsbeziehungen nach
Vorderindien und dem Seidenlande China im Laufe der
Jahrtausende durchgemacht. Nach Indien kam man in
ältester Zeit entweder vom Roten Meer her unter Ab-
tastung aller Küsten bis zur Malabarküste Vorder-
indiens, oder man drang vom Kaspischen Meer her zum
Amu Darja (Oxus) vor, folgte diesem Fluß und gelangte
dann über den berühmten Khaiber-Paß ins indische
Land. Zeitweilig aber wurde auch der Weg von der
vorderasiatischen Mittelmeerküste über Euphrat und
Tigris sowie den Persischen Golf gewählt. Insbe-
sondere im Ausgang des Altertums und mit Beginn
des Mittelalters erlangte diese letztere Verbindung stark
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