weise für eine Reise von Leipzig nach Berlin 4—5 Tage;
sogar um von Leipzig nach Halle zu kommen, war man
häufig 3z—4 Tage unterwegs.
Fahrstraßen mit Steinpflaster, wie sie die alten Römer
schon seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. geschaffen hat-
ten, wie sie auch dem mittelalterlichen China und dem
Inkareich in Südamerika schon bekannt gewesen waren,
gab es in Europa bis ins 19. Jahrhundert hinein erst ver-
einzelt und bis zum 17. Jahrhundert überhaupt nicht.
Lediglich in der unmittelbaren Nähe der größten Städte
kannte man schmale Fahrwege mit Steinpflasterung.
Die erste Chaussee modernen Gepräges wurde erst 1663
in England geschaffen; Frankreich folgte 1675 mit der
ersten Chaussee zwischen Paris und Orleans; in Deutsch-
land war es der schwäbische Kreis, der 1737 als erster
den Bau einer steingepflasterten Fahrstraße beschloß.
Nicht unerwähnt soll bleiben, daß jede derartige Ver-
besserung der schlimmen Verkehrsverhältnisse anfäng-
lich entrüsteten Widerspruch bei den verschiedensten
Stellen fand. Als im ı5. Jahrhundert in Ungarn die
ersten Kutschen aufkamen, deren Wagenkästen in Rie-
men hingen, und als sich dieser ungeheure »Luxus« im
16. Jahrhundert an den europäischen Fürstenhöfen all-
mählich einbürgerte, sprach sich 1554 der damalige
Papst Julius III. gegen die Neuerung aus, da sie »die
Reisenden verweichliche und die Straßen verderbe«.
Und als 1669 in England die seit 1635 bestehenden In-
landposten mit einigen Kutschenwagen auf den Haupt-
strecken versehen wurden, erklärte die öffentliche Mei-
nung dies für ein »großes Unglück«, weil die allzu be-
quem fahrenden Reisenden unterwegs weniger verzeh-
ren, weniger Reitpferde mieten, weniger Kleider ver-
schleißen, weniger Waffen zum persönlichen Schutze
kaufen und zu allem anderen noch entsetzlich verweich-
licht würden.
Eine solche volkswirtschaftlich wie psychologisch
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