Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

VBegetabiliihe Nohfioffe, II. Cap. 
Gene Gruben, fo bleibt folhes Land, wenn e8 nicht zu einem völligen Teiche 
umgewandelt worden, fchonm im erften Jahre nicht ohne Pflanzen. Millionen 
Fleiner PflänzhHen, z.B. Wafferlinfen, Conferven, Schlauchkraut machen den erften 
zrünen Neberzug diefer Gruben; fie Haben Feine Wurzeln, fondern an deren Stelle 
eigentliche Schhwimmblafen, Die fie am Unterfinfen hindern. Drei bis acht und 
mehr Fuß Ffann unter ihnen Waffer ftehen, daher vom SGrundfaffen der Wurzeln 
Feine Mede fein Kann. Freilich müffen folche zarte SGewächfe fo wenig durch Wind 
und Wellen, als durch Abzüge geftört werden; da fie fonft nicht beftehen Fönn- 
en. Man trifft fie daher in nicht allzugroßen Oruben, oder fie werden da in 
sinen Winkel hinein gejagt, während größere Flächen einen See bilden. Daher 
Fommt e8 auch, daß diefe Pflanzen nur da fehr fchnell die Gruben begründen und 
ar Anfiedelung grundliebender Pflanzen vorbereiten, wo man die Gruben nicht 
jo groß macht und wo man ihnen Feine Abzüge geftattet. Die oben berührten 
Sewächfe bilden die erften Grundlagen des neuen Vorfes, und zwar fo, Daß 28 
nicht immer nothwendig it, daß diefe Pflanzen ganz in die unterfte Tiefe hHinabs 
finfen. Auf oft bewunderungsmürdige Weife bildet fih aus den Ueberhleibfeln 
diefer Pflanzen, und aus der Torffubftanz oder Torfiäure eine gewiffe Fejte über 
dem Waffer; Die. Vorfgruben müffen alfo nicht mechantfch von unten nad oben 
iO füllen, fondern diefes gefchieht auch im Gegentheile von oben nach unten, 
miewohl nicht immer, Hat fihH nun, und das gefchieht oft nad wenigen Sahren, 
zin fejiterer Grund in den Gruben gebildet, fo erfcheinen Binfen (Seirpus palu- 
stris, Rhotii annuus) Ranunculus flammula, und Seggen (Carices), oft aud 
fchon im erften Jahre, wenn die erften RafenabfHnitte in8 Veichwaffer geworfen 
werben, Namentlich find e8 Carex leporina, vulpina, minima, strieta u. dgl, 
Diefes Auswachfen der Gruben gefchieht aber nicht durchweg gleichförmig, fon- 
ern e8 bilden fich Häufig einzelne Infeln aus den obigen Gewächfen, während die meift 
tiefes Waffer lebende Seerofe (Nymphaea alba und Jutea L.) noch vorhanden 
ift, welche freilich auch durch ihre armdie Wurzel viel zur Förderung des Tor- 
je beiträgt. Wehnlich verhält e8 fich mit dem Schilfrohr (Arundo phragmites). 
Das Waffer Kann noch ziemlich tief fein, und doch wächft Diefe fiaudige @rasart 
durch dasfelbe hinauf. Ferner die gelbe Lilie (Iris pseudacorus), das Wollgras, 
befonder8 daS {Heidentragende (Eriophorum vaginatum), das Sumpffiraußgra$ 
(Agrostis hybrida), a8 roftige Knopfgras (Schoenus ferrugineus). Erit 
wenn ein ziemlich fefter Grund fich oberhalb ver Gruben gebildet Hat, erfcheinen 
HTeinere Sträucher, das Torfmoos (Sphagnum) und der Sonnenthau (Drosera 
rotundifolia et longifolia). Mehre Moofe machen hier freilihH eine Ausnahme, 
MAlmälig fiebt man die Sumpfheidelbeere oder Moosbeere (Vacecinium 0Xycoc- 
zos), die vielblätterige Andromeda (Andromeda polyfolia), die niedrige Weide 
(Salix retusa), Die Friechende Weide (Salix repens). Neben diefen dürfen nicht 
außer Acht gelaffen werden: der nickende und Meine Zweizahn (Bidens cernus 
und minima), fo wie das Sumpflabfraut (Galium uliginosum), das befonders 
im den OGlattmooren wächft. Zwifchen und neben diefen Pflanzen füllt oft den 
ganze Plab eine Menge von Moofen aus, wie das eigentlich und bezeichnend 
jogenannte Vorfmoos, befonder8 das Sumpftorfmoos (Sphagnum palustre). 
Bon diefer Moosart wird hefonder8 gerühmt, daß fie geeignet fei, Vorfmaffe 
abzugeben, theil8 wegen der Menge, die fie jährlich ablegt, theils wegen Der 
Hemifhen Beftandtheile. Hier und da durchwirkt mit langen Wurzelfiriken das 
Sumpfeomarum (Comarum palustre) den Moorgrund. Nicht als etwas Charak- 
teriftifche8 darf die Dotterblume (Caltha palustris) angefehen werden, obgleich 
fie oft fehr Häufig vorkommt. Ift endlich das Torfgelände bedeutend über die Waf- 
[erb5he hinaus, fo wächft auf beim Grunde, befonders in heißen Sommern, kaum 
mehr etwas al8 da8 faft nukblofe BHeidefraut (Erica) nebft fpärlihHen. Moofen. 
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