Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

SchHilf und Nor. 121 
48. Bartridges oder Mebhühnerrohr von brauner Farbe, mit vielen 
Yupfen, gleichfall8 zu Spazierfiöcken. ; 
Um Schluffe ermähnen wir noch zweier Schilfgattungen Oftindien8s, die man 
nicht fehen Kann, ohne der Vorfehung zu danken, daß fie ohne Dazwifchenkfunft 
»e8 Menfchen diefelben überall bis in Einsden und Sümpfe wachfen Iäßt. Sie 
heißen Sirrakfi und Sainturh. Man ficht Stämme des lepgtern, die fih 
5i8 auf 60 Fuß über den Boden erheben; der Sirrakt von zarterer Form wird 
jelten über 10 Fuß Hoch. Sein Stamm ift dem Zucferrohr ähnlich, feine Farbe 
ölaßblau; die Blumen oder Blüthen, mit denen er fich {Omiücdt, fohimmern in 
saufend Farben, vom reinften Weiß bis zu den Farben des Regenbogens. Pflückt 
man fie, fo ift die Farbe vom Braunen zum Purpurgelben überfhimmernd. Der 
Sirrafi und der Sainturh find den Einwohnern fehr nüglich. Stamm und Blät- 
ter dienen einzeln oder gemeinfhaftlich zur Abfonderung der Zimmer oder Gemä- 
her, und zur Erbauung gewöhnlicher Hütten. Man bedient fich verfelben auch in 
Schiffen, zu Fuhrwerfen und zu andern Zwecken. Das Holz diefer Rohrgattun- 
zen fcbimmelt nie, und ift e8& gut aneinander gefügt, fo bildet e8 Dächer, die 
der ftärkjte Negen nicht zu durchdringen vermag. Der Büfchel auf dem Wipfel 
dient, wenn man ihn feiner Blüthen beraubt Hat, als Befen. Die Blätter fünz 
nen ihres Umfange8 und ihrer Dieke wegen fehr gut zum SGebrauche für Hausdä- 
Her benußt werden. In dem Geftrüppe, welches von Sirraki- und Sainturh- 
tämmen gebildet wird, finden die wilden Ihiere einen Zufluchtsort gegen des 
Tages Hige und gegen die Verfolgungen der Jäger. 
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V. Capbpitel. 
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Unter dem Namen Stroh (Stramen, ital. Paglia, ung. Szalma) ver- 
teht man die troddnen Halme der Cerealien, befonders der gewöhnlich gebauten 
Getreidegattungen, welche nach dem Ausdrefchen der Früchte übrig bleiben und 
dann al8 ein fehr nügliches Material in der Land- und Hauswirthfhaft,. 3. DB. 
218 Viehfutter (meift zu Häckerling gefchnitten), als Viehftreu, als Brennmates 
rial, zur Aufbewahrung von Früchten, zur Abhaltung des Froftes, zur Berpaz 
fung vde8 Glafes und anderer Gegenftände, zum Ausftopfen der Strohfäde und 
Seffelfige, zum Deden der Dächer, zu Blig= und Hagelableitern u. dgl., und 
elbft in der Vechnik zu verfchiedenen gedrehten , geflochtenen, gewebten und anz 
dern Arbeiten benußt werden. Was insbefondere die Verwendung zu Dächern andes 
“angt, fo gibt ungedrofchenes Stroh die beften Dächer, wie fi in Somer- 
jetfbire, welches die heften Strohdächer EnglandS8 befigt, deutlich zeigt. Das 
yanze Geheinunif ihrer beffern Anfertigung befteht darin, ungedrofhenes Stroh 
dazu zu nehmen, nachdem man die Wehren davon Hat abfHneiden laffen. Solches 
Stroh Hat eine zweimal fo Lange Dauer wie dag gedrofchene, und gewährt noch 
den Vortheil, nicht von Mäufen und Vögeln aufgewhhlt zu werden wie lebteres, 
in welchem diefe Thiere den zurücgebliebenen Körnern nachfpüren. Die Arbeit des 
AofHneidens der Achren von den Halmen, welche durch Weiber und Kinder ver 
richtet werden fann, wird durch die längere Dauer der Dächer Hinreichend erfeßt. 
In England, BGefonders im weftliHen Theile, Heißt das DachHftroh Reed; 
man fucht dazu das feinite und Jängfte Weizenftroh forgfältig aus, Fümmt e8,
	        
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