"22 Begetabilifhe Nohftoffe. V, Cap.
und bindet e8 in fogenannte Nitches von 28 Pfund zufammen. In Ungarn hat
man zu Szobotifft im Neitraer Comitate und in mehren Gegenden des Lolnaer
Comitates eine hefondere Art von Dächern, welche man Habaner Dächer nennt,
Im neuerer Zeit wurde der Vorfchlag gemacht, Strohfeile zur Ableitung des
Blikes und Hagels anzuwenden; Lapo itelle uw. AU. Haben verfhiedene Verfuche
in diefer Beziehung angeftellt, welche jedoch den Vorzug metallener Ableiter beftätiget
haben. Auf die Erfahrung, daß Waifer fowohl auf die Anziehung als auf die
Leitung des Bliges den größten Einfluß habe, gründete auch) D. I. Lindner
feinen Vorfehlag, Bligableiter an Landgebäuden aus Strohbändern zu machen,
weil Diefe eine Menge Negenwaffer in fich aufnehmen. Man wählt hierzu am
beften Roggenfiroh und verfertiget Bänder oder Strike, einen guten Manns{hen-
fel Die. Die Befeijtigung diefes Strohfeiles Mt Leicht zu bewerfftelligen. Nur muß
man bei der weitern Fortleitung darauf Bedacht nehmen, daß e8 vom Dache weg
und allenfall8 in eine Grube, worin fich gewöhnlich das Regenwaffer fammelt,
geleitet werde. Nach einem andern Verfahren nimmt man eine 25 Fuß lange
Stange, welche, wenn fie auf Bäumen oder andern erhöhten SGegenftänden befes
tigt wird, auch verhältnifmäßig fürzer fein fann, Iöfet die Rinde ab und {Hlägt
in das obere Ende eine 5 ZoWU lange meffingene Spige ein. Ift eine Stange zu
Furz, fo Fönnen au zwei, aber nie mit eifernen Nägeln, verbunden werden,
Die Stangen werden mit wenigjtens 16 Linien bien Seilen von reifem Korn:
oder Weizenftroh, in deren Mitte fich eine 13- bis 15fübige Schnur von rohem
Flachfe befindet, von der Metallipige bis zur Erde befpannt. Das Strohfeil wird
mit einem mit der Spike verbundenen Metalldrahte an die Stange befeftigt und
fo auf die beftimmten Pläße aufgeftellt.
YAuf dem induftriellen Gebiete wird das Stroh fehr Häufig zu Matten, Tel-
lern, Brotfchliffeln, Handkförben, Bienenkörben, Waffereimern (z. B. im Oeden-
burger Comitate Ungarn8), Strohfedern, Strohfränzen, TVeppichen, Tijchen,
Yifchblättern oder Platten, Feuer[hirmen, Schachteln und Blchfen, Käftchen,
Fächern, Billeten, Blumen und Bouquet$, Kappen, zum Einflechten der Ca-
napee8, Seffel und Schemel, zu Kerzendohten, zum Polftern (wozu e8 befon:
der8 zubereitet werden muß), zur Bapierfabrikation und zu unzähligen andern Ges
genftänden verwendet. Die meifte Wertherhöhung erlangt aber das Stroh durch
feine Verwendung zu Stroh: Mofaikarbeiten und zu Strohhüten. Der Drechsler=
meifter Ever8 in Berlin hat aus Stroh Labakpfeifen verfertigt. Auch ift es
bekannt, daß alle Gräfer, wohin unfjere Getreidepflanzen gehören, in ihrer äußern
harten, glänzenden Rinde Kiefelerde enthalten, die mit der aus den übrigen Zhei-
[em der Pflanze beim Verbrennen erhaltenen Falireichen Afhe zu Glas bhenußt
werden Fan, jedoch nur im Kleinen — eine Entdedung, von der im Großen
nie Gebrauch gemacht werden kann. WIN man das Stroh, namentlich Roggens
und Haferftroh, in eine zum Polftern fehr brauchbare Haar- und wollenartige Male
verwandeln, fo drückt man dasfelbe, nach Lehmanıı'8 Methode, in Bottiche,
die 2'/, bi8 3 Fuß von ihrem Rande in den Boden eingefebt find. Darin über»
gießt man e8 mit fo viel fiedender äßender Kalk-, Kali- oder Afhenlauge, daß es
davon ganz Gedeckt tft, und drückt eS mit geeigneten Preßhökzern durch 48 Stun-
den unter. Sodann nimmt man da8 Stroh mit gebogenen Gabeln Heraus und
(äßt die Lauge ablaufen. Ie nach feiner Befhaffenheit, D. %. je nachdem e8 mehr
oder weniger Hart oder weich ift, wird e8 in einem Keffel, in den man e8 ein-
drückt, eine oder zwei Stunden lang gefotten, bis die Kuoten zwifchen den Fin-
gern mir Leichtigkeit auseinander weichen. Nach dem Sieden wirft man das Stroh
in große Körbe, wie man fie zum Wafchen der Schafwolle hat und in denen man
z8 an die Wafchvorrihtung Haft, prekt dann das Waffer aus und hängt das
Stroh auf Stricfen zum Trodfnen auf, Im feuchten Zuftande wird 8 hierbei zwWis