MBegetabilifche Nohftoffe, V. Cap,
Meine Stüc fonft beim Brühen und Bleichen dahin fchwinden und unbrauchbar
werden mürde. Nach den in England gemachten Proben fielen die Srashüte, da das
Srasftroh zum Theil feiner als Weizenftroh ift, auch feiner aus, dagegen find fie
aber nicht fo Dauerhaft. Ein großer Borzug der echten Florentiner Hüte ift die
Sleichfarbigkeit des Strohes, was bei den Hüten aus Grasfiroh nicht immer der
Fall it.
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b. Zubereitete8 Stroh.
Das Stroh, welches zu Hutgeflechten und zu Blumen verarbeitet werden
ZW, muß zuvor einer gewiffen Vorbereitung unterworfen werden, welche im SG lei:
hen, oft au im Spalten oder Färben befteht.
Das BleidhHen wird in der Negel hei jedem Flechtftrohe vorgenommen, um
vie gelbe Farbe zu entfernen und das Stroh möglichft weiß zu machen. Außer der
ırften Rafenbleiche an Sonne und Luft, von der fchon die Rede war, wendet man
neijten8 noch eine Fünftliche Bleiche an. Zu dem Ende Iaugt man die wohl fortirten
Halme. in frifgen Waffer au8, indem man fie durch vier Wochen in fließendes
Waffer legt und dann durch einige Zeit dem Lichte und der Wärme der Sonne
außfebt, ober indem man das darüber gegoffene Waller fo oft davon abläßt, als
28 noch Farbtheile enthält. Auch glauben Manche, daß das Mondlicht die Bleiche
Sefördere, und feßen daher das Stroh ganze mondhelle Nächte Hindurh der Eine
mirfung diefe8 Lichtes aus. Die lebte Weiße erhält das Stroh durch das S ch we
jeln. Gin großer, oben und unten bodenkofer Kaften ift 6 ZoW unter dem obern
Ende mit einem firaff ausgefpannten Neke verfehen, auf welchem das naß gemachte,
zu {Owefelnde Stroh ausgebreitet wird. Man ftellt den Kaften etwa 6 ZoU über
der Erde auf; ftellt ein Kohlenbekfen mit glühenden Kohlen darunter, und auf dies
fe8 eine eiferne Pfanne mit Schwefel. Sobald der Schwefel brennt und das Stroh
zuf das Neb gebracht ift, deckt man einen gut fhließenden Deckel mit Üüberfaffendem
and mit Tuchenden ausgefchlagenem Rande auf den Kaften und überläßt ihn 3 bis
% Stunden lang fich felbfit. Die Dämpfe des Schwefel8 durchdringen das feuchte
Stroh und entziehen ihn die natlrlid gelbe Farbe. Ie mehr Schwefeldunft ange
wendet wird, Defto fchöner wird das Stroh. In größeren Fabriken hat man hierzu
zigene Schwefelfammern. Auch das Bleichen mit Schwefelleberaufföfung foll
ehr wirkfam fein. Das Stroh verträgt Feine ftark einwirkenden Bleichmittel, Durd
Fauftifche Alfalien, welche viel fürbende Materie ausziehen, wird in der Siedhike
ter Baft des Strohe8 ganz aufgelöft und der Zufammenhang der Fafern zerftört,
Durch ein von Kurrer in Augsburg angegebenes8, etwas weitläufiges Berfahren
oil man das Stroh vollfommen Gleichen, den Farbftoff und den Firnif, der e8 im
natürlichen Zuftande fpröde und brüchig macht, wegfchaffen und die Fafer weiß,
glänzend und gefhmeidig machen Fönnen. Diefes Verfahren befteht darin, daß zus
orft durch oft wiederholtes Cinweichen in Fochendem Waffer und fhwachen Laugen
alles L58liche entfernt, dann das Stroh abwechfelnd in fehr {Hwachen Chlorbädern
und in fhwefliger Säure Lehandelt, zuleßt ausgewafchen und an der Sonne getrod-
net werden foll. Viele Fabhrikanten verwerfen aber folhe Hemifhe Behandlungen
und ziehen das gewöhnliche Schwefeln vor. Nach beendigter Schwefelung wird das
zebleichte Stroh aus dem Kaften genommen, mit Waffer angefeuchtet und 3 Stun-
den oder überhaupt fo lang zwifchen grober Leinwand Kiegen gelaffen, bis e8 von
der FeuchtigFeit ganz durchdrungen ift, oder man Lüftet e8 nach dem Herausnehmen und
reitet e8 eine Nacht auf dem Rafen aus, wodurch e8& zum Spalten vorbereitet if.
11. Gebleichtes Weizenftrobh,
L2, GebleichteSs Noggenftroh.
13. Gebleichtes Grasitroh,
Das Spalten des Strohes ift fowohl zu Strohblumen, Gutrlanden und
Borduren, alg für die fogenannten Schweizer Hüte, welche niemals aus ganzem,