130 Begetabilifhe Rohftoffe, VI. Cap.
Strohmofaik u. f. m. Insbefondere wurde in Böhmen, namentlich in der Arbeits:
(Oule zu Budweis, viel dergleichen gefärbtes Stroh zu allerlei Arbeiten verwen:
det, Schlüßlich müffen wir noch eine, zu einen: andern Zwecke dienende Strohgat-
tung anführen, namentlich
17. Holcus: oder Sagginaftroh, oder die Halme des rothen Sorgs8 ober
der Saggina (Holcus sorghum et bicolor, ital. Saggina rossa, Sorgo T0SsS0
ver Melega), die in allen venezianifhen Brovinzen, befonders in der Provinz
Bolefine, ftark gebaut wird. Aus dem Stroh, welches man Befen= oder Bürften-
itroh, auch unrichtig Reißftroh nennt, werden Kleiderhefen für Zuchkleider gebun:
den, die einen eigenen GHandelsartikfel ausmachen, fo wie auch verfhiedene Be-
fen für die Küche. Eine frärfere Art ft das rohrblätterige Bartgra$ (Holcus
arundinaceum oder Andropogon arundinaceus), da? gleichfalls im Beneziani-
chen vorkommt und zu Kehrbefen gebraucht wird.
VL Capitel.
Der FIlachs und Sau ff.
3 gibt verfhiedene Gemächfe, die in ihren Stängeln, Blättern und andern
Theilen einen faferigen Stoff enthalten, der fih durch eine angemeffene Behandlung
xbfondern und fo zurichten 1äßt, daß er gefponnen, verwebt, gewirkt, geftrict und
überhaupt zu verfchiedenen Arbeiten verwendet werden Fann. Die Stängel insbe-
jondere, welche am meiften Hierzu taugen, beftehen im Allgemeinen, wie das Holz,
3u8 drei heilen: einer dünnen äußern Haut (der DOberrinde), dem Bafte (welcher
hier gleichfam die Stelle des Holzbaftes vertritt) und dem Kerne (Marke), welche
Theile durch Kleber und andere yegetabilifche Materien mit einander verbunden find,
und wenn der Baft henugt werden foll, getrennt werden müffen. Nur diefer Baft
ift verwendbar und feine Reinigung von den anhängenden Theilen, fo wie feine
weitere Verarbeitung erfordert eine ganze Reihe von. Operationen, welche mehr oder
weniger vollfommen verrichtet werden.
— Mnter allen Gewächfen, welche einen {pinnbaren Faferftoff Darbieten, behaupten
FlahHE und Hanf die erfte Stelle, Durch nichts wird die gewerbliche SInduftrie
fo fOnell gehoben und fo vollfommen belohnt, als durch die Cultur und DBearbei:
tung diefer wichtigften aller Handelsgewächfe ; denn nicht nur wer diefe Pflanzen
anbaut, gewinnt, fondern ihre Verarbeitung zu fo vielfältigen, unentbehrlichen Ar-
feln gibt vielen Taufenden Brot und Beichäftigung. Der Arme findet daran Ber-
ienft, der Wohlhabende eine ehrbare nüßliche ÜUÜrbeit, der SGreis wie das Kind Un-
terhaltung, Die fletßige Hausfrau einen wahren Hausfegen. Wir wollen nun jedes
diefer beiden Hauptgewächfe für fih betrachten, und am Schluffe mehre andere
Pfilanzenkörper aufführen, welche ebenfalls ein fpinnbares Material geben und hierzu
inebr oder weniger benußt werden.
A, Der Slach 8
Flachs, Lein vder Haar nennt man die feinen, von allen fremdartigen
Yheilen gereinigten baftartigen Fafern der gemeinen Leinz oder Flahspflanze (Li-
num usitatissimum L., ital. Lino, ung. Len), ‘welche Frautartig und einjährig
ft, 1'/, bi8 3 Fuß Höhe erreicht, im Iunius oder Sulius blüht, gewöhnlich im
September reifen Samen bringt, und am heften auf einem Tocfern, Humusreichen,