Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

Der Flachs und Hanf. 
jajt wie FlachS gebrochen, und liefert dann einen fchmwarzen, den Pferdhaaren an 
Eafticität und Anfehen ähnlichen Stoff, der zum Ausftopfen oder Füllen der 
Matragen vermendet wird. ‘ 
40. Fajfern der Guarima, einer in Brafilien, befonder8 in der Pros 
inz Nio 36. wachfenden Pflanze, aus deren Fäden Taue, Striefe u. dgl. gedreht 
MerDden. 
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VII. Capitel 
Die Papier : Materialien. 
Papier nennt man ein aus Blättern verfhiedener Größe und Dicke Heftes 
hendes Fabrikat, Deffen Maffe unzählige Heine, unregelmäßig durcheinander lie- 
gende Fäjerchen bildet, Bei der Darftellung werden die dazu ausgewählten Mas 
erialien, welche ganz oder großentheil8 aus Fafern heftehen, mechanifch zerklei- 
nert, dann in einem mit Waffer Lreiartig vermengten Zuftande zu einer dünnen 
Schichte ausgebreitet, und aus diefer das Waffer wieder weggefchafft. Sowohl im 
Alterthume, al8 bei einigen Völkern anderer Welttheile Hatte man ein mehr 
natürliches Papier, welches durch fehr einfache Arbeit zum Gebrauche tauglich 
gemacht wurde und dann zum Schreiben diente, Man Fennt aus dem Alterthume 
oornehmliH den Papyrus8, aus den Stängeln der Papyrusftaude (Cype- 
rus papyrus L.), einer rohrartigen Pflanze aus der Familie der Cyperoideen , 
die noch jebt in Wegypten und Sicilien, wiewohl nicht mehr in bedeutender Menge, 
wächft. In Sieilien findet man fie in der Nähe von Syrakusg an der Pisma (ehe- 
mal8 Eyane) und an einem Meinen Landfee. Der Anblik diefer Pflanze ift Höchit 
zigenthümlighH und fo zu fagen fremdartig. Ein 8 bi8 10, felten bis 15 Fuß 
hoher, Ddreifeitiger Stängel erhebt fihH, von wenigen Wurzelblättern umgeben, 
auß8 dem Waffer, und trägt an der Spige einen dien Büfchel zarter, ineinander 
verfchlungener Haare, der von den Schiffern fehr bezeihnend Barucca (Perrüce) 
zenannt wird. An dem Stängel zeigen {ich weder Knoten, noch Blattanfäße, der wage- 
rechte DurchHfchnitt gibt ein vollfommen gleichfeitiges Dreieck. Der ganze Habitus 
ift mit dem unferer Cyperusarten übereinftimmend, nur Alles ing Koloffale ver= 
größert. In YWegypten wächft diefe Pflanze nur noch in den Umgebungen von Da= 
Mmiette und des Sees Menzaleh. Die Seltenheit der Pflanze erfcheint weniger be 
frembdenb, wenn man fich deffen erinnert, was Strabo davon berichtet, daß 
die Regierung, um fih das Monopol derfelben zu fihern, eine große Menge 
verfelben in YWegypten ausrotten Kieß, und fie nur in einigen beftimmten Bezirz 
fen duldete, wo man ihren Anbau und ihre Anwendung bewachen konnte, PIi- 
niu8 fagt ung nur einige Worte über die Art, fie vorzubereiten und zu benus 
ben. Ihm zufolge preßte man die Häutchen diefer Pflanze dergeftalt zufammen , 
daß die Buncte der Zufammenfügung nicht zu bemerken waren, Vielleicht berei= 
teten die Alten den Papyrus, indem fie ihn preßten, mie noch Heut zu Tage die 
Bewohner mehrer Infeln des großen OYcean8 oder der Sühfee mit den Stoffen zu 
serfahren pflegen, die fie auf gleiche Weife aus den Häutchen verfhiedener Pflan- 
jen zu erzeugen wiffen, und die zum Theil mit dem Papyrus der Alten Yehn= 
Tichfeit Haben. Dem unermübdlihen Landolina zu Catanea auf Sicilien war 
:8 vorbehalten , die vollftändige Bereitungsart des alten Papier8 wieder zu erfin= 
den, welches, wenn au nicht von unmittelbarem praktiichen Nußgen,. doch für
	        
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