Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

Begetabilifhe Nohftoffe, X. Cap. 
[hen Blättern der gelben Wiefenraute (Thalietrum flavum L.) und der 
Fleinen Wiefenraute (Thal. minus L.), fo wie die Wurzel des großen 
Schöllkraute8 (Chelidonium majus L.), wovon im Neitraer Comitate Un- 
garn8g Anwendung gemacht wird; die Wurzel des Sauerdorns oder Ber be: 
rigenürauGdeS zum Saftanfärben, 
Für dunfle Farben, nämlich Schwarz, Grau und Braun dient mit Vortheil die 
Wurzelder weißen Seerofe oder weißen Wa fferkilkie (vgl. die Gärbes 
Materialien, S. 194), womit man befonderS ein ausgezeichnet fhönes Braun auf 
Baum- und Schafwolle Hervorbringen kann. Eben fo fönnen die Wurzeln des 
Waffer= oder gelben Schwertel8 oder der Schwertlikie zu {Hwarzer 
Finte und zum Schwarzfärben, dann die Schlangen-= oder Natterwut- 
‚el zu gleichem Gebrauche benugßt werden. (Vgl. beide hei den Gärbe-Materialien, 
S. 1495.) Die RhHabarberwurzel von einer in der Vatarel einhHeimifchen 
Pflanze, Rheum palmatum, gibt eine gelbe Farbe, wozu fie in der Provinz Como 
serwendet wurde. Der LachHenknoblaucgh oder Fnoblauchduftige Ga- 
nander (Teucrium Scordium L.), der durch ganz Europa auf feuchten und 
naffen Wiefen und Gräben wächft, liefert eine gelbgrüne und olivengrüne Farbe, 
4) Baumblätter, Kräuter, Oräfer, Stängel, Moofe 
und Slechten. 
Sehr zahlreich find diefe Stoffe, jedoch in fehr verfchiedenem Grade zur Fürs 
berei anwendbar; einige, welche man FJürbekräuter nennt, eignen fih Hierzu vore 
ug8mweife. Was inshefondere die Baumblätter anbelangt, fo werden viele theils 
mirflich benußt, theils Könnten fie zum Färben benußt werden, Man will bemerkt 
haben, baß die Farbe Der abgeftorbenen, abgefallenen Blätter ftet8 mit der Farbe 
der Minde, welche man mit Kalien, Alaun 30. auszieht, einerlei fet. 
52, Kafjftanienblätter von dem füßen Kaftanienbaume, eben fo wie an- 
dere Theile diefes Baumes zum Färben brauchbar. 
53. Nufßblätter von dem Wallnußbaume, Sie geben zwar eine fehr ins 
tenfive Farbe, allein die gelbe Farbe {ft falb und fticht in das Olivenbraune, 
54. Birfenblätter und junge Afte, befonder8 in den Monaten 
Iuliu8 und Auguft, wo fie den gelben Farbitoff am ausgebildetften enthalten; der 
meifte findet fich im grünen heile der Blätter und im zweiten heile der Rinde, 
Die Blätter der Zwergbirke enthalten diefen Farbfioff noch reiner al8 die der ge 
meinen. Sie dienen in Ungarn, in der Banalgränze und in andern Gegenden zum 
Selbfärben, andermärts werden fie zur Bereitung eines gemeinen Schütte oder 
Sittgelb verwendet. 
55. Bappelblätter, fo wie Z weige und Ninde, dienen, wenn fle 
getrodinet und zerkleinert werden, al8 eines der [Häßbarften einheimifchen Mate- 
rialien zum Gelbfärben auf Schafwolle, und geben mit andern Bigmenten vers 
febt eine große Reihe fhöner Schattirungen. 
56. Färbeginfter oder Färberpfrieme, au Pfriemenkrauf 
und Färberblume genannt, Kraut, Blüthen und Samen des in trodnen und 
Tandigen Gegenden und auf bufchigen Hügeln wacdfenden färbenden GinfterS oder 
Senifter8 (Genista tinctoria L., ital. Gialdolina, ung. Festö Rekettye), defjen 
Theile Lloß gefammelt und getrofnet werden. Auf Wolle, gröbere Tücher und Lei“ 
nenzeug erhält man damit ein Gelb, welches fchlechter ift als das mit Wan und 
Scharte gefärbte; auch zur Bereitung von Schüttgelb macht man davon Gebraum. 
Eben fo dient der eiförmige Ginfter (Genista ovata, ung. Szöszos Rekettye), 
melchen die Walachinnen im Banate Ungarns zum Färben ihrer Zeuge und ep“ 
piche bauen, 
57, Blätter der echten Alkanna (Lawsonia inermis et spino0sa), 
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