Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

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Die Färbe: Materialien, 
‚ot deren Wurzel oben S, 221 die Rede war. In der Levante werben. fie gepul= 
jert, mit Waffer zu einem Teige geknetet, und mit fauren Säften (Citronenfaft, 
uch Weineffig) angefeuchtet, wodurch man ein Pigment gewinnt, welches zum 
Yärben der Fingernägel und der Lippenpomade, in Syrien zum Färben der Haare 
ent. Auch die in Agypten wachfende Lawsonia alba ift eine gefchäßte Pflanze; 
hre Blüthen dienen wegen ihres Wohlgeruches zu Parfums, die Blätter zum 
Rothfärben der Nägel, Hände und Füße, wozu fie fchon im Alterthume gebraucht 
yurden, wie wir an den Mumien fehen. 
Brauchbar find ferner noch Eichenblätter zu Braun und Schwarz ; M anz 
yelbaumblätter zu einem fhönen dauerhaften Gelb; Erlenblätter zu 
inem intenfiven Grau; Birnbaumblätter zu einem fejten Gelb; Citronen- 
Zaumblätter fammt den Zweigen zu Gelb; Maulbeerb aumblätter im 
rifchen und gefrodneten Zuftande zu Citronengelb und zur Bereitung eines gelben 
dads; Blätter des [ihirifHen Erbhfenbaumes oder Caragun as 
trau de8 (Robinia Caraguna) zu Blau; Blätter des gemeinen Alas 
bernbaumes,audh Steinlinde over Immer grün (Rhamnus alaternus), 
zu Blau; Blätter der Lorbher= oder Waffermweide und anderer Weiden, 
{u Gelb auf Wolle, Seide und Leinen; Reifig des EIf{febeerbaumes(Cra- 
iaegus torminalis) zu Schwarz; echter und unehter SdhHmad (vergl. die 
Süärbe-Materialien S. 195 fg.) zu Gelb und Schwarz, und zur Vintenbereitung 
Blätter der Bärentraube (Arbutus uva ursi) in Schweden zum Örau- 
und Schwarzfärben de8 Lever8, auch in Spanien, wo fie Gayuba heißen, zum 
Färben von Stoffen; die Skorpions-Peltfhen oder Storpiongwice 
“Coronilla Emerus) zu Blau; SHeidelbeer= und Preißelbeerblätter 
;u Braungelb, Grünlichfhwarz, au Hell= und Dunkelgelb; gemeine €p he us 
Slätter zu Schwarz, wozu fie in der Provinz Como gebraucht werden u. f. m. 
Auch die Blätter des peruanifchen Kfefferfirauches (Schinus molle) 
werden in Amerika zum SGelbfüärben verwendet. 
58. Waidkugeln, d. t. Heine Ballen aus getrockneten und eigens behanz 
selten Blättern der Waidpflanze oder des Färbermaids (Isatis tinctoria L., ISa- 
js sativa, ital. Guado, guadone, glasto, ung. Tsülleng, festöfü), einer Pflanze, 
welche in vielen Gegenden Europa’S$ wild wählt, 3. DB. in Ofterreich, Böhmen, 
nehren Comitaten Ungarns 20., oder gebaut und zum Blaufärben verwendet wird. 
Außer dem eigentlichen Färbermaid dient Hierzu auch der große Waid (Is. alta 
oder elata) und der frühe Waid (Is. praecox Tratt.), welcher Legtere gleichfalls 
in Ungarn Häufig wild mächft und wie der erfte verwendet wird. Der Gebrauch 
des Waid zum Blaufärben {ft fehr alt und war {on bei den alten Germanen 
and Galliern üblich; erft durch den allgemeiner gewordenen Gebrauch des Indigo 
hat der Anbau des Waid, den man nur noch als Zufjaßg hei der marmen Küpe als 
SGährung erregende8 und zugleich etwas Farbitoff hHergebendes Mittel anıyendet, 
ehr abgenommen. Die Blätter diefer Pflanze enthalten Indigo, aber in fo gerin= 
ger Menge, daß feine Abfbheidung und Gewinnung die Mühe nicht Iohnt. Daher 
verden die Blätter, nachdem fie eine Gährung durchgemacht, in Ballen geformt, 
getrocknet und fo in den Handel gebracht. Wenn die untern Blätter der Pflanzen 
elf oder gelb zu werden anfangen, werden fie bei trodner Witterung mit einem 
"harfen Stoßeifen (Waideijen) abgeftoßen, was je nach dem Heranwachfen der 
Blätter in Deutfchland dreimal, in Italien bis achtmal jeden Sommer gefhieht, 
jo daß man eben fo viele Ernten gewinnt. Die gefammelten Blätter werden dann 
von den Unreinigkeiten gefäubert und fo fchnell als möglidh an der Sonne getrod- 
net, aber nicht {0 weit, daß fie {Hlmarz werden, Hierauf zerquetfcht ober zu einent 
diefen Veige geftampft, der auf einen gepflafterten Plage in niedrigen Haufen außs 
gebreitet und durch Treten gut durchgearbeitet wird. Nach einiger Zeit tritt eine Gäh- 
Blumenbach’s Waagrenfunde. x 
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