Vegetabilifhe Nuhftoffe. X, Cap.
rung ein, im Deren Folge die Maffe auffchwillt und viele Riffe bekommt, die (nel
wieder zugemacht werden müffen, Ift die Maffe zu troden, fo wird fie während
des Erhikens Sjters mit Waffer befprengt. In 20 bis 30 Vagen, oft erft fpäter,
und in Stalien, wo man die Majle überhaupt mehr troden verarbeitet, in 4 Mo-
naten {ft die ©ährung beendigt, wornach man den Haufen, wenn er ziemlich trocken
zeworden, abermals zerquetfcht und zu runden Ballen (coques) formt, dann voll:
jtändig trocknet und fo in den Handel bringt, In Thüringen formen die Landleute
den zerfampften Waid fehon nach 24 Stunden in Ballen und überlaffen die Raffi
nirung den Kaufleuten (Waidherren). Im Großherzogthume Baden fing man neuer-
lich an, die Waidhlätter im Ganzen zu tirodnen, welches man für beffer hält als
a8 Ballen= oder Kugelformen, weil die Ballen in feuchter Jahreszeit Leicht {chim
meln, Guten Wald erkennt man an der gelblihgrünen (nicht blauen) Farbe, er ift
stemlich Leicht, gibt fchmwach benäßt auf Bapier einen hHellgrünen Strich und ver-
beffert fich mit dem Alter dis zu einem gewiffen Puncte. Bierjähriger Waid gibt
dophelt fo viel Farbfioff als zweijähriger ; felbft zehnjähriger {ft noch gut.
Gin Sjterreichifhes Ioch zu 1600 Geviertflaftern, mit Waid beftellt, gibt
19440 Pfund grüne Blätter, woraus man nach dem Trocknen, wobei %/; an Ge-
wicht verloren gehen, 3880 Pfund Ballen erhält. In 100 Lfund Blättern rech-
net man 6 Lofh Indigo, und 15 Pfund Indigo follen 7875 Pfund Blättern oder
2625 Pfund Waidfugeln gleichfommen. Indeffen hHängt der Farbgehalt des Waid
jehr von der Witterung ab. In heißen Sommern und in heißen Ländern wird er
jarbreicher als im Falten; eben {9 gibt Die zweite Ernte, die in der Megel weniger
jarbreich ift, beffern Waid als die erfte, wenn das Frühjahr naß und Kalt, die
nachfolgende Witterung aber warm und troden war. Im Handel fommen vor-
nehmlich folgende Sorten vor:
59. Franz5öfilder Waid, den man in 2 Hauptforten unterfheibet
in pastel oder gewöhnliden Wald aus dem füblichen Frankreich, der etwas farb:
reicher al8 der Deutfche ift, und vou&de von einer Varietät des Waid, welche im
nördlichen Frankreich cultivirt wird, und nach Chevreul weniger Farbe enthält.
Ranguedoc, die Provence, die Normandie und das Clfaß Kiefern den meiften Waid,
und befonder8 Berühmt {ft der Paftel von Alby und Touloufe. Den Waid von der
4, oder 5. Ernte nennt man petit pastel, und wenn man mehre Ernten Hält, fo
wird der von der legten Ernte Marouchin genannt, Auch bereitet man Hulve-
eifirten Waid.
60. ZhHüringer Waid aus der preußi[hen Provinz Sachfen, Regierungs:
Bezirf Erfurt, wo um Langenfalza, Erfurt und in andern benachbarten Gegenden
viel gebaut wird, Chemals nannte man die Städte Erfurt, Gotha, Langenfalza,
Yennftädt und Arnfiadt die fünf Waidftädhte, welche daS ausfchließende Recht be-
laßen, mit Waid zu Handeln, und noch jeßt wird aus jenen Gegenden der größte
heil Deutfhlands8 damit verforgt. Der Langenfalzer Waid ift in Fäflern, die 18
und 412 Nordhaufer Scheffel enthalten, und auf deren obern Boden das Langen-
"alzer Stabiwappen, 3 hlürme, die Buchftiaben L. S. und der Anfangsbuchftabe
des Yabrifanten eingebrannt ift,.
61. Ungarifcher Waid aus dem Banate, auch aus dem Brooder und
Öradiskaner Negimente SIavoniens, von fehr guter Aualirät. Sonft wurde der
Waidhau durch Georg Cronebherg zu Pered im Preßburger Comitate, bei Kec8-
femet im Befther Comitate, bei Odenburg, im Löyder Bezirke des Szalader Comi-
fates, zu Battan, Ercfi und Besnys im Stuhlweißenhurger Comitate, im Arader
Oo Seuriher Comitate betrieben, Doch fehr abwechfelnd und oft von Kurzem
Beftande,
. 62. Bihmifche Waidkugeln aus der Gegend von Liboch und Solnik,
von fehr guter Qualität, Sie werden in den inländifchen Färbereien gebraucht.
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