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Megetabilifche Rohftoffe, X. Cap,
5) Blüthen und Blüthentheile.
Die Blüthen verfchiedener SGewächfe enthalten einen großen Neichthum der
Ihönften Farben, die fi großentheils für die Färberei verwenden Iaffen, Die
vorzüglichften follen Hier aufgeführt werden.
65. Negyptifcher oder ANlerandrinifher Safflor, au Levan-
tifdher Safflor genannt, die hefte unter allen Sorten diefes Färbe = Ma-
;erials. Safflor überhaupt nennt man die Blumenblätter der Färberbiftel oder
Safflorpflanze (Carthamus tinetorius L., ital. Zaffrone, Zaffaranone, ung.
Säfräny - Szeklitze , Vad Säfräny), Die in der Levante einheimifch ift, jebt
aber auch in vielen andern Ländern, namentlich in Oftindien, Südamerika, Me-
jico, Spanien, Italien, Deutfchland, Ungarn ze. cultivirt wird. Man hat da-
von vornehmlich 2 Spielarten, eine mit großen, Die andere mit Ffeinern Blät-
tern, Deren erftere Gefonder8 in Aegypten gebaut wird und einen erheblidhen Aus-
fuhrartifel ausmacht. Sobald die Blumen aufgebrochen find oder auch fobald fie
zu mwelfen anfangen, werden fie außgerupft, möglichft von den Staubfäden und
Kelchblättern, die Fein rothes Pigment enthalten, befreit und fodann entweder
unmittelbar, oder nach vorhergegangenem Kneten in Waffer, wodurch der größte
Theil des in ihnen enthaltenen gelben Farbftoffes entfernt worden, im Schatten
getrocknet, SemwShnlih hält man 2 Ernten, von welchen die erfte den Geften
Safılor (erfte Blüthe), die zweite eine geringere Sorte (zweite Blüthe) gibt, GOu-
er Safflor muß {chön roth, Liegfam und lang fein, wenig gelbe Fafern, Sa-
men, Staubfäden, Spreu 26, enthalten und einen ftarfen Geruch haben, Mit
sunehmendem Alter verfchlechtert er fih fehr, wird dunkel, brüchig und gibt nur
irübe Farben; der frifche ift jederzeit Der Hefte, farbreichfte und theuerfte, Viel:
leicht ließe er fich durch Einfprengen mit Zudfer= oder Salzwaffer hHalktbarer ma
hen; jedenfall8 aber muß er gegen den nachtheiligen Einfluß des Lichtes forgfül-
tig gefhlißt werden. Der Safflor enthält 2 verfchiedene Pigmente, ein gelbes und
in rothes, Das gelbe Pigment ift durch mehrmalige Behandlung mit Waffer
ıußziehbar und wird jedesmal vor der Benukung hes rofhen Pigment8 ausgezo-
gen, um das Leßtere reiner darzuftellen. Zu dem Ende wird der Safflor in einen
Sat gegeben und fo lang in Waffer gefnetet, bi8 Lekteres nicht mehr gelb ab-
läuft. Diefe8 gelbe Pigment wird entweder weggegoffen oder mit den gehörigen
Beizen zum SGelbfärben der Seide und des Tuches angewendet, obwohl die gelbe
Sarbe weder {hön noch echt ift. Nah dem Auswafchen des gelben Pigment8 Hat
der Safflor eine fOhöne rothe Farbe und enthält nur noch das zweite oder rothfär-
bende Bigment, Carthamin, welches den eigentlichen Werth des Safflor8 für
die Fürberei beftimmt, aber nicht in großer Menge (etwa 5 Procent) in demfel-
ben enthalten ift. Um e8 zu gewinnen, wird der vorher von dem gelben Vigmente
zereinigte (präparirte) Safflor in dem gleichen Gewichte Waffer, worin 15 Pro-
sent Eohlenfauren Natrons aufgelöft worden, 1 oder 2 Stunden lang macerirt;
in Die Mare Flüffigkeit, in welcher das Pigment mit NMatron verbunden aufgelöft
ijt, taucht man Streifen Katun oder Baumwolle ein, und neutralifirt das Alkali
nittel8 deftillirtem Effig, verdünnter rectificirter Schwefelfäure, Citronenfaft (am
beften von faulenden Citronen) oder einer Auflsfung von Citronen= oder Wein-
teinfäure; um den noch anhängenden gelben Farbfioff zu befeitigen, werden die
Katunftreifen in Waffer gefplilt. Hierauf zieht man den Farbftoff von der Baum-
wolle ab; man weicht die rothgefärbten Lappen in einer Yuflöfung vom doppelten
Gewichte Iohlenfauren Natrons in dem zehnfachen Gewichte Waffer8 ein, ninımt
dann die entfärbten Lappen au8 der Flüffigkeit und fchlägt die Farbe mit Säure
nieder, um fie entweder für fih darzuftellen oder auf einem Zeuge zu DGefeftigen.
Das rothe Pigment des Safflor8 it von ausgezeichneter Schönheit, aber wenig