Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

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Die Firbe-Materialien. 241 
jie canarifche Sorte, Ihre Verwendung zum Schwarzfärden oder Gärben, wie zur 
Yintenbereitung ift geringfügig. Die Granatapfelblüthen (Flores Balu- 
storum) vgl. S. 235. 
110. Zwiebelfhalen, die äußeren Schalen der Zwiesel (Allium cepa 
L.), der rothen Samenzwiebel, Johanniszwiebel und der Seg= oder Steckzwiebel, 
nthalten einen adjectiven Farbftoff, der feit Langem zum Orangefärben der Ofter- 
Ajer verwendet wurde. Mach Kurrer ijft diefes Pigment in der Färberei und 
Ratundruckerei anwendbar, und die damit hHervorgebrachten Farben find, bei An- 
yendung erdiger und metallifcher Beizen, eben fo echt und fchön als die mit andern 
zelbfärbenden Materialien hHervorgebrachten Farbtöne. Die Walachinnen des Te» 
mefer Comitate8 in Ungarn bedienen fich feit undenflicher Zeit der Zwiebelichalen 
nm Braunfärben. 
Die Frucht{hHaken der ehHten Kaftanie (Fagus castanea L.) und der 
Noßfkfaftanie (Aesculus hippocastanum L.) geben auf Wolle, Seide und 
Qeinen braune und fhwarze Farben, die fihH mit Zinnfolution und Bleizucker ab- 
indern Iaffen. Die Samenfkapfeln des milden Waid (Glastum sylvestre) find 
zum Blaufärben anwendbar. 
8) ScGhwämme. 
8 Hierher gehörig haben wir bereits oben (S. 91) den LärhHenfhHwamm 
(Agaricus albus oder Fungus laricis) aufgeführt, der in Verbindung mit 
Himefelfaurem Eifen hier und da zum Schwarzfärben der Seide gebraucht wird, 
Neuer ift die Anwendung des gelben Apfelbaumfhmammes, Der Wies 
ser Handfchuhfabrikant Georg Jaquemar hat bei ung zuerft diefes neue Färbe- 
Material auf HSandihuhleder angewendet, welches für {ih {Hon eine Aufßerft 
haltbare Farbe gibt, in Verbindung mit andern Farben aber auch Diefe Halt- 
jar macht. 68 ijt der fhwammartige Auswuchs einer Apfelbaumgattung , die 
nan im {füblidhen FrankreihH, und vornehmlihH in den Pyrenäen trifft. Die 
Sarbe gleicht der mit Gifenbeize Hervorgebrachten. Diefe vegetabilifche Subfianz 
ft fo reich an Farbftoff, daß fie fünfmal mit Waffer ausgezogen werden kann. 
Yuf Holz angewendet gibt fie eine fo dauerhafte Farbe, daß fie felbft Säuren 
»iderfteht. Ohne Zweifel wäre au in der Wollfärberei und Katundruckeret 
yon Anwendung zu machen. 
9) Ertracte und Präparate. 
Mehre Färbe = Materialien fommen nicht oder felten im rohen Zuftande in 
en Handel, fondern werden früher extrahirt oder präparirt und dann erft ver- 
endet, wie namentlich der Indigo, die Orfeille, der Perfio, das Ladmus, der 
Drlean, die Aloe, dag Chica, ver Tournefol u, a. m. Viele davon find fehr 
sorzügliche Materialien für die Fürberei. Dayon find befonder8 aufzuführen: 
111. Indigo oder Indig, ein höchft (Hägbares blaues Färbe-Material, 
welches fiH durch Fein anderes bis jept bekanntes Pigment erfegen Täßt und mel= 
%e8 fhon den Alten unter dem Namen Indieum (Pigmentum indiecum, indi- 
her Farbftoff) bekannt mar. In Europa wurde er im Mittelalter zuerft in 
Stalien allgemeiner angewendet; gegen die Mitte des 16. Iahrh. fingen die 
Solländer an, ihn in größerer Menge einzuführen und in der Färberei zu benus 
zen, In England, Frankreid und Deutfchland war feine Anwendung lange Zeit 
verboten, weil man ihn für fchäblih hielt, bis man von diefem Vorurtheile zu- 
vücdfam und der Indigo nun allgemein angewendet wird. Man Ffennt davon mehr 
al8 20 Arten, welche in dunkelblauen, dem Berlinerblau fehr ähnlichen Stücken 
vorfommen, bie beim Meiben Purpurglanz annehmen und fämmtlid aus Pflan- 
jenblättern bereitet werden. Diefe Pflanzen wachfen vornehmlich in Oftindien, 
VBlumenhach’s Waarenkunde. R
	        
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