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NVegefabilifche Nohftoffe, X, Cap.
MWeftindien, in Nord-, Mittel- und Südamerika, in Afrika, und felbft. in
Furopa, obwohl hier eine fabrifmäßige Production des Indigo fHon. mehrmals
in Borfchlag, aber noch nie zur Ausführung gebracht murde. € find vornehm=
[ih Arten der Gattungen Indigofera und Nerium. Folgende werden cultivirt;
Härber = Indigo (Indigofera tinctoria L.) in Oftindien, befonders Bengalen,
Malabar, auf I8le der France und Madagaskar, auf St. Domingo 16. ; er gibt
sine beträchtliche Menge Indigo, aber nicht von der beften Befchaffenheit. Zwei:
jJamiger Indigo (Indigofera disperma) in Oftindien und Amerika; die Pflanze
;{t hoher al8 die vorige, Holzig, und liefert ein Gefferes Product, 3. B. den bes
Ahmten Guatemala = Indigo. Anilpflanze (Indigofera Anil L.), in denfel-
ben Ländern und auf den AYntillen. Silberfarbiger Indigo (Indigofera argentea)
in den genannten Ländern, auch in Wegypten und andern heilen Afrika’ 8; gibt
meniger als die vorigen, aber fchönen Indigo. Indigofera pseudotinetoria,
welche in Oftindien wächft, fol den fHonften und beften Indigo geben. Andere
Arten find noch: der zotige Indigo (Ind. hirsuta), der feidenartige Ind. (Ind,
sericea), Der cytifjußartige Ind. (Ind. eytisoides), der fchmalblätterige Ind.
‘Ind. angustifolia), der dreiblätterige Ind. (Ind. trifoliata), die glatte Indigo.
pflanze (Ind. glabra), {9 wie Ind. glauca, Die hefonder8 in Negypten und Ara-
5ten wächft, Ind. coerulea, cinerea, erecta u, a. m. Neberdieß wird zur In-
digobereitung der in Oftindien einheimifche färbende Oleander (Nerium tincto-
rium oder Writhia tinctoria) benußt. Die Indigopflanze ift perennirend, wird
aber, da fie durch die Abnahme der Blätter im erften Jahre zu fehr Teidet, als
daß fie im zweiten noch mit Vortheil benußt werden fönnte, jährlich neu gefüet.
Sie erreicht im Durchfhnitt eine HShe von 4 Fuß, Hat gefiederte, akazienartige
Blätter von hHellgrüner Farbe, und trägt Heine gefrüummte Schoten, in welchen
die Heinen bräunlichen Samenförner Liegen. In Oftindien fäet man den Samen,
nachdem im October, November und zu Anfang December8 gepflügt worden,
in der lebten Hälfte des März, oder zu Anfang April8, wenn der Boden Wwe-
der heiß noch trocken ift, was für die Pflanze nachtheilig fein mürde. Der Bo-
den muß Teicht fein und fordert nur Regen von Zeit und Zeit, dagegen viel
Sonnen{hein. 12 Pfd. Samen find für 1 Acre (1125'/; Wiener GeviertHMNafter)
andes Hinreichend. Die Pflanze wächft ungemein fhnell, und kann zu AUnfang
SIuli zum erften Mal gefchnirten werden, was in andern Gegenden auch fhon in
der Mitte Iunis gefchieht. Das Kennzeichen der eingetretenen Reife ift Das Hervor-
Irechen von Blüthenknofpen; brechen diefe auf und entfaltet fih die Blüthe, 10
enthält bie Pflanze die größte Menge Pigment und liefert das meifte Product. Ein
anderes Zeichen entnimmt man von den Blüttern: biegt man nämlich ein Blatt
doppelt zufammen und bricht e8, fo Ht die Zeit der RMeife eingetreten. Viel Regen
defördert zwar den Wachsthum ver Pflanze, vermindert aber den Gehalt an Big-
ment, der durch Sonnenfchein fehr erhöht wird. Der erfte Schnitt gibt den meiften
und beiten Indigo, nach 2 Monaten wird der zweite, Hierauf ein Dritter, ja vierter
Schnitt gemacht, von ftet8 abnehmender Befchaffenheit Hinfichtlih der Produ-
MionSfähigfeit an Indigo. In Umerika macht man nur 2 Ernten.
Bei der Gewinnung des Indigo aus den Blättern befolgt man 2. Metho-
den: entweder fcheidet man denfelben aus den frifhen Blättern durH Gaäh-
fung, ober aus den getrodneten Blättern dur Aufguf; dag Ießtere Ver
fahren gewährt manchen Vortheil.
1) Au8 frifhen Blättern. Zur Zeit der eingetretenen Reife werden
die Pflanzen mit Sicheln gefhnitten, in Bündel gebunden und in eine große, 20
Fuß lange und 3 Fuß tiefe Cifterne (Gährungskufe) gelegt, die dann fo weit
mit Waffer gefüllt wird, daß die mit Bretern und Steinen hefchwerten Pflanzen
noch einige ZoU hoch vom Waller bedeckt Tiegen. Allmälig ftellt fich nun der
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