Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

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Felbfrüchte und Mehl. 287 
ıllen Kleber und Siweifftoff abgeben und eine Flüffigkeit Kiefern, welche nach der 
nehr oder minder beträchtlichen Menge Kleber und Eiweifftoff mehr oder weniger 
sicht ift. Bringt man dann in diefe Flüfftgkeit einen Aräometer, d. hH. ein zur 
Beftimmung ihrer Dichtheit beftimmte8 Infirument, fo wird man finden, daß fich 
aöfelbe um fo weniger tief einfenft, als die FTlüffigkeit dichter, und folglich auch 
um fo tiefer, je dünner fie ift. Darnach ift e8 begreiflih, daß, je mehr ein Mehl 
ın Brot ausgeben foll, um fo dicker die Flüffigkeit fein muß, indem nur der Kle- 
jer und der Eimweiffjtoff Diefe Dichtheit beftimmen, und e8 erwiefen ft, daß ein 
Mehl um fo viel mehr Brot liefert, al8 e8 mehr Kleber und Eimweifftoff enthält. 
Nebrigens wird aus Weizenmehl und aus Stärke Kleifter bereitet, der Hauptfäch= 
ji bei den Buchbinderarbeiten und Überhaupt heim Zufammenleimen von Papier 
jerwendet wird. Der aus Weizenmehl gefochte Kleifter ift ftärfer al8 der aus rei 
1er Stärke bereitete, weil erfterer noch den Kleber enthält, der ihn gegen das 
Nufweichen mit Waffer halktbarer macht. Knetet man in den MehHlkFleifter Kleie 
in, fo erhält man eine Bafte, die unmittelbar auf die Fugen Fupferner Deftillir= 
zefäße geftridhen werden Kann. 
54. Weifroggen- oder Roggen: Vorfhußmehl, die feinfte Sorte 
5e8 Noggenmehls, ungemein nahrhaft und vorzüglich zu Backmehl dienend. F8 
‘efert ein (Oh5öne8 hHalbweißes Roggenbrot (Vorfchußbrot), und in Vermengung 
mit Pollmehl ein vorzügliches Bollbrot. In Niederofterreich ift feit Ianger Zeit 
ie Erzeugung Ddiefe8 Mehles zum Gebrauche der Bäcker und für ven Sffentlichen 
Verkauf unterfagt, und nur für den eigenen Verbrauch der Landleute geftattet. 
55. Gewshnlihes Roggenmehl, ausfchließlih zu Roggenbrot, 
velches dem Landmanne und der gemeinen arbeitenden Claffe zur Nahrung dient. 
Der Wiener Megen wiegt ungefähr 48 Pfo. , und 100 heile heftehen nach Ein- 
jof aus 61.07 Stärke, 9.48 Pflanzenleim, 3.28 Pflanzeneiweiß, 3.28 unkry= 
tallifirbarem Zucker, 11.09 Gummi, 6.38 Fafer. (Verluft 5.62.) In Deutfchs 
land, Frankreich, Belgien und andern Ländern dient das Roggenmehl Häufig zu 
Brot, fehr wenig aber in England, Eine Mifhung von Weizen: und Roggen- 
nehl, wie z. B. von der Halbfrucht, enthält 6 Ih. Waffer, 9.8 Kleber, 75.5 
Stürfe, 4.22 Zudffer, 3.28 Oummi und 1.2 Hülfen, und gibt ein ganz vortreff= 
liches Brot. 
56. Schwarzroggenmehl, die fchlechtefte und fOhmärzejte Sorte des 
Roggenmehl8, mit viel Kleie gemengt, meift nur zu Viehfutter dienend, und da- 
jer nicht felten SH weinemehHl genannt. 
57. Fußmehl, d. i dasjenige Mehl, welches bei den Bückern verfireut 
er verfiaubt, und vom Fußboden zufammengekehrt wird. Oleichfall8 nur zu 
Schweinefutter dienlich. 
58. Gerftenmehl, ein weißes Mehl aus Gerfte, welches ungemifcht ein 
weißes Brot gibt, das im frifhen Zuftande ziemlich {Hmackhaft ft, aber wenig 
Nahrung gibt und hald austrocknet, da e8 wenig Kleber enthält. Meiftens dient Diefes 
Mehl zu VBiehfutter ; nur in Mißjahren pflegt man Gerfte und Roggen mit einander 
ww mahlen, oder Gerftenmehl mit Polkl= und Roggenmehl zu mengen, wodurch es 
jenießbarer wird. 8 wird meiftens8 aus der Wintergerfte, die eine mehr ing Blau- 
lie fallende Farbe hat, gemahlen, da man die Sommergerfte am beften zu Malz 
derwenDdet. 
Die bisher aufgezählten Mehlgattungen bilden für viele Länder einen HSHft 
vichtigen Handelsartikel. Feuchtigkeit und große Hike find bei der Verfendung nad) 
varmen Ländern dem Fruchtmehle fehr fHäblich, weniger dem Kartoffelmehle, 
Wird e8 zu feft in die Fälfer eingeftampft, fo nimmt e8 bei der Neberfahrt über 
da8 Meer nicht felten einen üblen Geruch und SGefchmack an. Wird e8 gleich nach 
dem Mahlen in das Faß gefchüttet, mit dünnen Stäben ftark gerüttelt, mit einem
	        
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