Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

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Berfchiedene Pflanzenftoffe. 
42. Bäonienwurzel (Radix Paeoniae) von der im füblidhen Europa 
nachfenden, bei ung in ®ärten gezogenen Päonie, Gicht- oder MNfingftrofe (Paeo- 
1a offleinalis L.), die man in eine männliche und weibliche unterfheidet. Die 
Burzel der männlidhHen Päonie (Radix Paeoniae maris) ift fleifchig, lang, 
yerade, UND theilt fi am Ende in mehre außen röthliche, innen weißliche Aefte, 
melde die Die eines fleinen Finger8 Haben; die fhwächere weibliche (Radix 
Paeoniae feminae) Befteht aus vielen, mehre ZoW Yangen, 1 Zoll difen, an 
Fafern zufammenhängenden rundlihen Knollen, die außen roffbraun pder braun- 
zrün, innen weiß find. Beide Arten riechen im frifben Zuftande unangenehm, 
getrocfnet NUr fchwach; ihr SGefchmad if eFelhaft bitterlich, füßlich = fhleimig, 
gelinde zufjammenziehenD, und bei der frifchen auch etmwa8 fcharfı Diele Wurzeln 
thalten MehlthHeile und dienen zu Branntwein, Nebjt der Wurzel werden in den 
Yyothefen auch die Blüthen und Samen gebraucht. 
43, Baftinakwurzel (Radix pastinaca, ital. Pastinaca, ung. Pesz- 
ternäk, kertivetemeny), Die Wurzel de8 in mehren Ländern Furopa’8 auf Wies 
jenhügeln, Acfern und an Gräben wilvwachfenden, Häufig auch in Gärten culti- 
sirten gemeinen Baftinafs (Pastinaca sativa L.). Die Wurzel {ft fpindelförmig, 
‚infach, die, zuweilen von ungewöhnlicher Größe, füß, aber {harf, und dient 
yem Menfchen zur Nahrung. Sie enthält Zucfertheile und wird daher mit Vor- 
heil auf Branntwein benußt, 
Ah, Zeitlofenwurzel (Radix seu Bulbus Colchiei), die Wurzel oder 
Zwiebel der überall auf feuchten MWiefen und Triften mwachfenden Herbftzeitz 
‘ofe oder des Wiefenfafran8 (Colchicum autumnale L., ital. Colchico, ung. 
Kikerits , Öszike , kökörtsin), einer bekannten Giftpflanze. Die mit einer gelb= 
Sraunen Haut hedeckte Zwiebel ift Fnollig oder rundlich, etwas zufanmengedrückt, 
yaumbdick, fleifchig, faftig, innen weiß, riecht frifch unangenehm und {Hmeckt 
nehlig und bitterlih-harf. Da fie viel Stärkmehl enthält, wird fie zur Bereis 
jung einer fhönen weißen Stärke benußgt. Franz Münzer auf der Herr{haft 
laß im Bilfner Kreife BEhmens8 hat fie mit Vortheil Hierzu angewendet, da fie 
durch das Ausmafchen von den giftigen Zheilen befreit wird. 
45. Weiße Seifenkrautwurzel (Radix saponariae albae, ital. 
Saponaja, ung. Szappangyöker), bie Wurzel de8 an Fühlen Orten, an OGräs 
ben und Zäunen wachfenden Seifenkrautes (Saponaria alba), richtiger ber Nacht» 
ydhnis (Lychnis dioica seu vespertina). Die Wurzeln diefer Pflanze find 2 
5i8 8 Fuß lang, rund oder Knotig, gebogen, ungeführ federfieldit, oben äflig 
und faferig, außen röthlich= oder Hellbraun und runzelig, innen weiß und hart, 
geruchlo8, von füßlich = fTeimigem, dann bitterlich = herbem und etwas fharfem 
Selchmack, Sie enthalten viel Seifenftoff oder Saponin und wurden in früherer 
Zeit ftatt der Seife zum Wafchen angewendet ; in ver neueften Zeit wurden fie von 
Yreys8 in Befth, fo mie von Stiraffer und Heck zum Yafchen der Wolle 
auf den Schafen empfohlen, wobei fie gute Dienfte Leiften, indem fie Schmuß und 
Veit vollkommen aus der Wolle entfernen, und leßtere dabei fanfter und gefhmet- 
viger erhalten, wie bei irgend einer andern Wäfche. Man wendet hierzu das durch- 
gefeihte Decoct der Wurzel an, und rechnet auf 1000 Schafe einen Ctr. diefes 
Brey8'{hen WolUlwafchmittel8. Die Wurzel des gemeinen Seifenfraute$ (Sapo- 
naria officinalis), welche in den Apotheken unter dem officinellen Namen Radix 
gaponariae rubrae al8 Arzeneitörper gebraucht wird, {ft nicht mit der obigen zu 
verwechfeln und auch weit weniger wirffam al8 die weiße. ; 
46. NegyptifdHe Seifenwurzel, in der Levante unter dem Namen 
Achaloar bekannt, mwahrfcheinlih von einer Art Begonia Herrührend. Sie 
wurde vor einer Reihe von Fahren zuerft von dem Wiener Großhändler Pittont 
von Dannenfeld in den inländifchen Handel gebracht und zum Wafjchen der 
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