Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

390 Megetabilifhe Rohftoffe, XV. Cap, 
Schafe vor der Schur empfohlen, indem fie bloß die Unreinigkeit, nicht au das 
thierifhe Fett aus der Wolle entfernen foll. In füblihen Ländern wird fie auch 
zum Wafchen der feinen Seidenzeuge gebraucht, 
47. Wurzel des wilden RettigS oder Hederich-RNettig8 (Ra- 
phanus raphanistrum), der allenthalben auf Aecfern wild wächft. Man empfahl 
diefelbe al8 Mittel zur Erhaltung der Milch gegen das Sauerwerden, wenn man 
die Wurzel gegen den Monat April zu mit gleichen Zheilen Waffer8 deftillirt, den 
Üübergezogenen SGeift bis auf ein Drittel einkocht, und in Meinen Bortionen in die 
MildH einrührt. 
48. Meerrettig oder Kren, die bekannte, Tange, malzenförmige, durch 
den feharfen Geruch und Sefhmadk ausgezeichnete Wurzel ve8 in verfchiedenen 
Gegenden Curopa’8 auf Wiefen, an Gräben, Filchteichen und Bächen wildwadh» 
jenden, jeßt auch angebauten Meerrettig- L5ffelfrautes (Cochlearia armoracia L., 
ital.. Armoracecio, ramolaccio, ung. Torma). Sie dient zu verfchiedenen DVer- 
mwendungen in der Küche, als Ingredien3 bei der Bereitung des ungarifchen Wer: 
muthweine8, zur Erhaltung der rothen Weine in Fäffern, in England al8 Zu- 
[aß zum Löffelfrautbier u. dgl. Nürnberg, Bamberg und Malin in Böhmen ver» 
fenden viel Meerrettig. 
Viele andere Wurzeln wurden fhon oben aufgeführt, namentlihH die Run 
felrüben, die MohHren, die Quefenmurzeln, der Salep, andere S. 194, 216 
u. f. w., weshalb wir nur auf diefelben zurücweifen. 
4) Baumblätter und Nadeln. 
Nebft den fchon in andern Capiteln aufgeführten Blättern find noch mehre 
zu nennen, welche zu mannigfaltigem Gebrauche dienen, namentlich 
49. Qorberblätter (Lauri folia, ital. Foglie d’alloro), die bekannten 
(anzettförmigen, fteifen, Iederartigen , glänzenden, fhön grünen und aderigen 
Blätter des Lorberbaumes (S. 21), welche einen angenehmen Geruch und ges 
mürzhaft-bitterlichen SGefchmac Haben; je frifcher und grüner fie find, für Ddefto 
beffer Hält man fie. Man bringt fie aus der Gegend am SGardafee, aus Südtirol 
und Iftrien, zum Iheil auchH aus Spanien und Südfrankreich (von Nimes) meift 
mit einem Theile der Stängel in den Handel, und zwar in Ballen nach Ctrn, 
Man benußt fie zum Einpaden verfchiedener Südfrüchte und des Süßholkziaftes, 
zum Würzen mancher Speifen, zu Effig, Likör 210. In den Apotheken brauchte 
man früher die Mlätter des Zungen = Mäufedorn8 (Ruseus hypoglossum), der 
in Laubwäldern im füblihen Ungarn und andern Ländern wächft, unter dem Nas 
men alerandrinifher Lorberhlätter (Herba uvulariae). 
50. Kirfhlorberblätter (Folia lauro-cerasi) von dem aus dem 
Oriente flammenden, nun auch in Europa gezogenen Kirfchlorberbaume (S, 19). 
Sie find länglich, oval und zugefpigt, 4 bis 6 ZoU lang, 1 bis 2'/, Zoll breit, 
furz und fharf gefägt, am Rande etwas umgebogen, feft und Lederartig, feif, 
jaftig, immergrün, oben dunkelgrün, glatt und glänzend, unten blaßgrün und 
glatt, mit flachen YWdern und ftark vorragender Mittelrippe, faft wie Lorberblät- 
ter ausfehend, beim Zerreiben nach bittern Mandeln riechend, frifch auch darnadh 
hmedend, getrocknet aber faßt gefhmaclos. Sie enthalten etwas Blaufäure und 
merden in den Apotheken zum Deftilliren des Kirfhlorberwaffer8 angewendet; in 
England feßt man fie beim Deftilliven dem Branntwein zu, um ihm einen Perfi- 
eogefchmadk zu geben, follten aber wegen ihrer Getäubenden Kraft vermieden 
werden. 
51. Maulbeerblätter (Folia mori) von verfhiedenen Arten des Maul» 
heerbaume8, mit Yusnahme. des fchwarzen (S. 23), für die Seidencultur wid» 
tig als Futter der Seidenrauyen.
	        
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