Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

15% Vegetabilifche Nohftoffe, XV. Cap, 
facfeln, fo wie auch in der Feuermwerkerei, Streut man etwas davon auf ein brens 
nendes Licht, fo bligt e8 auf und Lildet eine Hoch auflodernde Hellleuchtende Flamme, 
Die Conferven oder Wafferfäden, welche fih auf ftehendem Waffer 
in Geftalt einer grünen Haut bilden, wurden zu verfhiedenem SGebrauche benukt, 
namentlich zu einem feidenähnlihen Zeuge, zu Lampendochten, braunem Papier, 
\blechter Watte, zu Zunder 236. 
12) SchHmwämme. 
Unter den vielen taufend Arten von Schwämnmmen gibt e8 nur wenige, welche 
eine technifhe Anwendung geftatten, und diefe wurden fhon am Schluffe der Höl- 
zer S. 89 und bei den Färbe = Materialien S. 241 aufgeführt, Manche ver ef 
baren Schwämme find hier nur in fofern zu nennen, als fie gewiffen, für die 
Verfendung beftimmten und im Großern bereiteten Sypeifen zugefebt werden und 
[o mit diefen einen Handelsgegenfiand bilden, wie e8 bei einigen Backwerken und 
ingbefondere bei den Straßburger Bafteten der Fall ift. Die wichtigften Dieler 
Schwämme find die Trüffeln (Tubera gulosorum, tubera cibaria, ital, 
Tartufole, truffole, tuberi), von denen man fehmwarze und weiße Hat; Die 
MorhHeln (Fungi favaginosi, morchelli, ital. Spugnole, spugnini) und 
die Champignon8, die fämmtlich auch frifh und getrodnet verfendet werden. 
Der Staubfhwamm oder Bovift (Lycoperdon bovista), oft auch Kus 
zelfemwamm genannt, der befonder8 im Herbfte auf Feldern, Wiefen und in 
Wäldern wächft, wird zu einem Zunder (durch Klopfen feiner Lederartigen Haut), 
zum Färben und zur Bottafhegewinnung, außerdem in den Apotheken benukt, 
13) Pflanzenproducte oder Eductke. 
198. Kampher (Camphora, ital. Canfora), ein eigenthlmlicher, weis 
Ber, fefter, Leichter, durchfcheinender, Fryftallinifher Körper von durchdringend 
Hüchtigem SGeruhe und warmem, bitterm und gewürzhaftem Gefhmacke, einem 
"pecififden Gewichte von 0.986 bis 0.996, der fih in vielen einheimifchen Ges 
wächfen, fo wie in den aus ihnen gewonnenen ätherifhen Obhlen, jedoch nur in 
geringer Menge findet, am Häufigiten aber in den Kampherbäumen vorkommt, 
namentlich in dem bGefonders8 in China und Japan einheimifhen, aber auch in 
Eochindhina und auf Japan wachfenden Kampher-Lorberbaume (Laurus camphora) 
und in einem andern auf Sumatra und Borneo machfenden Lorberbaume (Laurus 
sumatrensis) ; au in der Wurzel des Zimmthaumes foll fo viel Kampher ent- 
Jalten fein, daß diefer im Großen daraus bereitet werden Könnte. In den zuvor 
genannten Bäumen findet fih der Kampher zwifchen der Rinde und dem Holze, 
»hne daß er jedoch freiwillig ausfließt; beim Laurus sumatrensis findet man 
deim Ablöfen der Rinde zuweilen Klümphen von reinem Kampher. Er reiht fidh 
in den meiften Eigenfchaften den flüchtigen Obhlen an und unterfcheidet {ih von 
ihnen Hauptfächlich nur durch den nicht Akffigen Zufiand. Bei der Gewinnung des- 
"elben wird das Holz in Feine Stücke gefpalten, mit vielem Waffer in einem eifer- 
nen, mit Neißfiroh ausgefutterten und mit einem thönernen Helm Überdeckten 
Keffel der Deftikation unterworfen, mwmobet der Kampher fich mit den Dämpfen 
verflüchtigt und in Geftalt Keiner grauer Körnchen fih fublimirt und an das Stroh 
anfeßt, wovon er abgeflopft wird. Diefes {ft der rohe Kampher, den man 
durch den Handel aus dem Sftlichen Aften bezieht und in Europa der Raffinirung 
unterwirft, um raffinirten Kampher zu erhalten. Der befte rohe Kampher 
Sommt aus Borneo über Batavyia nach Holland; dann folgt in der Güte der Hine- 
ÜDe, und am geringften und unreinften ift gewöhnlich der bengalifche oder foges 
nannte englifche, Die Raffinirung, welche im Wefentlichen nur in einer Subli: 
mation Gefteht, gefchab früher fait allein in Venedig, fyäter in Holland und nun
	        
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