Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

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Thierijhes Fett und Wallrath, 551 
und der Seife bildet, Der rohe Zalg, wovon jeder Ochs im Durchfhnitt 50 bis 
60 Bid. gibt, wird an einem Iuftigen Orte aufgehängt und getrodnet, und ge 
m5hnlich von den Sleifhern an die Seifenfieder verkauft; für den Handel aber 
mird er vorher gefhmolzen, um ihn von allen fremdartigen Theilen, Häuten, 
Blut u. f. w. zu reinigen. 
3, Gef{Hmolzener Rind8talg zu prdinären gezogenen Lichtern, Der 
vohe Talg wird gewöhnlich, nachdem er von den eben genannten Theilen gereis 
nigt worden, mit einem Stoßmelfer möglichft zerkleinert, geflampft, zerquetfcht 
ver zerhackt, oder auf dem Hacktifche mit dem Schneidemefjer in Fleine Stückchen 
jerfhnitten und in einem Ffupfernen oder eifernen Keffel auf freiem Feuer, und 
mar mit efwa8 Zufag von Waffer, um das Anbrennen zu verhüten, gefhmol- 
jen, wobei Die Häutigen Theile oder Grammeln (Grieven) und andere Unreinigkeie 
;en fi am Boden des Keffels fammeln. 100 Pfd. rohen Lalgs geben auf folche 
Weile gegen 95 Pfd. reinen gefmolzenen, der in vielen Qändern den Gegenftand 
‚ine8 bedeutenden Handel8 ausmacht. Man {OHSpft den Talg vor dem Erfiarren in 
Heine Hokzformen (das Scheibengefchirr) und erhält fo die Talgbrote oder 
Yalgfuchen, welche Handelswaare find; fie find beffer und fefter als der Faß 
talg, der in Fälfer gegoffen wird und gewöhnlich weicher ft. Ie frifcher der Talg 
zum Einfhmelzen Fommt, defto beffer ift e8, weil die im rohen Valg enthaltenen 
Häute fehr Teicht in Fäulnif übergehen und dem Talg einen widerlihen Geruch 
geben, der durch die Hige noch vermehrt wird. Schöner fällt der Talg aus, wenn 
man das Schmelzen bei gelinder Hige, und am beften in einem Wafferbade vers 
richtet. Zwar findet fih dann in den Grieven noch viel Talg, der durch Preffen 
ich nicht gewinnen Läßt; aber er Yäßt fich noch fehr gut zu Seife verwenden, Auch 
noch andere Berbefferungen find Hierin gemacht worden, indem man das Schmel- 
jen durch heißen Wafferdampf bewerkfelligt, oder indem man nach Lefebhvure 
und Darcet verdünnte Salpeters oder Schwefelfäure zufeßt, wobei aber wes 
1ig Orieven zurückbleiben und der Falg Leicht eine röthlide Färbung annimmt. 
Bei dem gewohnlidhen Schmelzen foll der Keffel Feinen zu breiten Boden Haben, 
und der Herd, in welchem der Keffel eingemauert ift, muß fo eingerichtet fein, 
daß das Feuer feine Hige bloß von unten, nicht an den Seiten gibt. Beim Aus- 
gießen des Valg8 foll die Stube nicht zu Kalt fein, damit er nicht gleich ftoce und 
Beit habe, alles Unreine am Boden abzufeben. Nah Appert foll man den Valg 
mit '/, Waffer in papinifdHen Föpfen ausfhmelzen; der nach diefer Weife ausge» 
“hmolzene Talg ift trodden, Mingend, rein, nicht angebrannt, und dabei Liefert er 
seffere Lichter, die nicht ablaufen. € gibt au) verfhiedene Apparate zum Yus- 
(hmelzen des Lalg8, nur hat e8 noch feiner zur allgemeinen Anwendung gebracht. 
Der gefhmolzene Ochfentalg, der bei + 32° Reaum. fhmilzt, iftin der Regel 
zu weich und fchmelzbar, weshalb die aug ihm allein yerfertigten Kerzen Leicht 
innen; eben fo ift der Nierentalg zwar fehr gut, wird aber meiflen8 nur in Vers 
mengung mit HSammeltalg angewendet, Hier und da unterfcheidet man den im Hans 
pel vorkommenden Talg in Seifen- und Lidhtertalg, je nachdem er mehr 
zur Seifen= oder zZUT Kerzenfabrikfation geeignet ift. Auch unterfheidet man ver» 
ihiedene Sorten nach den Ländern, und zZWar find die aus Kalten Gegenden und 
von im Winter gefhlachteten Thieren Fommenden Sorten immer die hefien, Der 
deutfche ift in der Negel fehr gut, aber Fein Gegenftand des größern Handel8. 
Au Dalmatien, Voscana, der Kirchenftaat, Ungarn, Dänemark, Bolen und 
Rußland fenden viel, zum Theil vortrefflihen Talg in den Handel, und insbes 
jondere ift e8 Rußland, welches fehr bedeutende Quantitäten Seifenz und Lichs 
tertalg über Arkhangel, St. Petersburg, Riga und Odeffa in den Handel bringt. 
Der Seifentalg ift die fhlechtere, der Lichtertalg die beffere Sorte; beide Hat man 
zel6 und weiß. Der gelbe Fommt in Fäflern. oder Nübeln; der weiße in Karren,
	        
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