Die Erden und Stelne, 655
Ungarn findet. Die Apenninen umfhließen in ihrem nördlichen heile fehr beträcht:
lie Maffen Serpentins, der wegen feiner Schönheit in der Baukunft fehr ger
(hägt it; au Oriechenland, England und Schottland, und die Gebirgskette
de8 Ural find reich an Serpentin, Sachfen, befonder8 hei Z5blig und Hohenftein,
preußifch Schleften, das nördliche Ungarn, Mähren, Böhmen, das Sichtelge=
birge und andere Gegenden Baiern8 , enthalten viel gemeinen Serpentin. Wenn
er ganz frifg gehauen ift, ifter weich und gefchmeidig genug, um gefhnitten,
gefägt und gedreht zu werden; nach und nach aber wird er härter und fpröder,
daher man ihn meiftens im bergfeuchten Zuftande verarbeitet, Zu 35blig und Fin:
Hedl in Böhmen verfertigt man daraus in großer Zahl Mörfer, Reibfchalken ,
Wärmteller, Kaffeh- und Zafelgefhirr, Schach= und Dominofpiele, Büchfen,
Dofen, Bafen, Tintenfäjfer, Leuchter, Vabakpfeifen, Farben: und Schwerfteine,
Würfel, Kugeln, Uhrgeftelle, Becher u. dal., die auch eine ziemliche Bolitur
annehmen; in der Baukunft wird er zu Säulen, Kamineinfaffungen, Gefimfen,
Altären, Tauffteinen, Grabmälern, Fenfterfiöcken, Tifhblättern 10, mie Marz
mor vermendet; Die Alten verfertigten daraus auch Bildfäulen. Am meiften fhägt
man Den Kichtgrünen mit {Hmwarzen oder rothen Fleken (Verde di Prato) und
den dunkelgrünen mit weißen oder rothen Adern (Nero di Prato); den griechi-
ichen von grüner Farbe mit weißen Adern (Verde di Susa). Der Polcevera, der
im Thale von Polcevera im Genuefifchen gebrochen wird, ift ein mit Kalk= over
Marmoradern vermifchter Serpentin, In Steiermark macht man daraus Steinmeß-
arbeiten und feuterfefte SGeftellfteine,
9. Edler Serpentin, au Pikrolith, Marmolit und Opyhit
genannt, ift ein au8 gleichviel DBittererde, Kiefelerde, danır Waffer und etwas
Kohlenfäure, Chrom=- und Ceriumorydul beftehender grüner oder gelber Stein,
der eine fchönere Farbe Hat und in hHöherm Grade durhfheinend ift al8 der gemeine,
aber viel feltner vorkommt. Er ift fettglänzend, mit Berlenmutter= bis Fettglanz,
nild , etwas fettig anzufühlen, und hat ein fpec. Gewicht — 2.5 bis 2.6. Er
Andet fich Häufig in gemeinem Serpentin, in den meiften der obengenannten Länz
der, in ausgezeichneten Kryfiallen bei Snarum in Norwegen und bei Benig in
Sachfen, Die Steinfhneider verarbeiten ihn zu Dofen, ZifHolättern u. dal., und
vor Zeiten wurde er zu verfchtedenen Kunftwerfen, Säulen und Verzierungen in
der Baukunft verwendet.
10. Zopf- oder Lavezzfitein, au SGilktfiein und Comerfein
genannt (im Alterthume Lapis comensis, Lapis ollaris, Lebetum lapis), ein
weicher, grünlichgrauer, zuweilen in8 Lauch= und Schwärzlidhgrüne übergehender
Stein, der fi in mächtigen Lagern im Urthonfchiefer Graublndens, in der Ioms
bardifchen Provinz Valtellin und zwar bei Brofto nächft Chiavenna, in Tirol,
Salzburg, Schweden und Norwegen, Grönland, in Corfica, Oberägypten 20,
findet; eine Art ift der O3mundftein in Schottland. Da fi derfelbe, fo
lang er frifhgebrochen tft, Leicht fhneiden und drehen Läßt und im Feuer treiflich
aughHält, ohne den Gefhmad der Speifen und Getränke zu verändern, fo macht
man zu Brofto und in andern Ortfchaften Keffel und Vöpfe, die meift einfaßweife,
(17 immer Fleinere, ineinander paffende Stücke) verkauft werden, Yhee= und
Raffehgefchirre, Krüge, Bowlen, Büchfen, Tiegel, auch Schreibzeuge, Herd=,
Kamin= und Backofenplatten, Pfannenfteher für Salzfiedereien, Heizplatten 2c.;
in der Schweiz bedient man fich diefes Steine8 zu Defen, in denen man, ohne
daß fie fpringen, fehr fiart feuern Kann und die fehr nachhaltige Hige geben; auch
in SochHöfen fiellt man den Stichherd gern daraus her, und zieht den Vopfitein
zu Diefem Ende der mit Thon vermengten geflampften Kohle vor. Die Alten bear-
Heiteten Statuen daraus, welche dem Sinfluffe der Witterung fehr gut widerftan=
den, welche Eigenfhaft noch dadurch erhöht werden Fann, daß man die Daraus