660 Mineralifche Rohftoffe, XXVIM, Cap.
ender Kälte Leicht Gerftet. Die weichern, zerreiblichen Sorten Taffen fich mit der
Säge und dem Beil Bearbeiten, müjfen aber, wenn fie einen Druck aushalten fol»
(en, vorfichtig angewendet und auf zwecmäßige Weife gefhligt werden. Die Stadt
Befti in Italien {ft auß einem Kalktuff erbaut, Der viele röhrenförmige heile
‚nthält, Bein völligen Austrodnen an der Luft gewinnt er fehr an Härte und
Dauerhaftigfeit. Der Ofteocolla (Beinbruch) der Materialwaarenhändler ift
‚Genfall8 ein Kalktuff,
5. Gemeiner digter Kalkfiein, ein fehr Häufig auf der Erde vers
breiteteS , und mächtige Gebirge in der NebergangS» und Flsgperiode bildendes
Mineral, welches meiftens8 grau, in allen Uoänderungen Li8 fajt ing Weiße ver=
laufend, aber auch in vielen andern, gewöhnlich ziemlich hellen Farben vorfommt,
and in der Negel nur Halbhart ift, Die bunten Kalkfteine nennt man uneigentlidh
Marmor. Die Alpengebirge, nantentlich die nördliche und füdlihe Reihe, welche
die Gentralfette hegleiten, enthalten einen. großen Reichthum an gemeinem Kalk-=
itein, Der fih aber nie in großen zufammenhängenden Maffen , fondern ftet8 ges
TOichtet, alfo in tafelfürmigen , übereinander gelagerten Schichten von mehr
oder minder beträchtlicher Dife und ziemlich parallelen Begränzungsflächen findet.
Auch andere Länder enthalten nicht unbedeutende Quantitäten von Kalkfiein, Er
dient zu Mauer-, Pflafters und Chauffeefteinen, doch foll derjenige, Der eine Neis
gung zur {Dbieferigen Abfonderung zeigt, nicht zu Straßenpflafter verwendet wers
den, weil er Durch fchweres TuhHrwerk Leicht zerdrückt wird; auch zerflüftete und
Seicht vermitternde Kalkfteine taugen weder zum Chauffeebefhlag , noch zum Stras
Senpflafter, wozu auch Die thonreihen Kalkfleine nicht verwendet werden {ollen,
weil fie gewöhnlich Leicht zermalmt werden und {ehr (Omugige Strafen verurfachen,
Fine Hauptvermendung der Kalkfteine ift die zZUr Kalfkbrennerei, wovon weiter uns
;em Die Mede fein wird. Neberdie8 dient der Kalkfiein als FAußbefSrderungsmittel
bet Ausbringung fhwerflüffiger Erze, und wird daher al8 Zufü lag, namentlich
Sein Eifenfhmelzen, allgemein verwendet, wobet er zugleich die Eigenfhaft hat,
die Nalkbrüchigkeit des Eifen8 zu vermindern.
6. Fijrianer Kalkftein (Pietra d’Istria), ein meift grauer oder weiß-
jicher Kalfjtein aus der iUyrifchen ‚Halbinfel Iftrien, namentlich aus der Gegend
son Novigno und von den Felfeninfeln Briont, nicht felten mit vielen Stalaktiten,
Diefe Steinbrüche werden feit Jahrhunderten für bie vielen Bauten in Venedig,
Badua und andern Städten Italiens benugt, und neuerlih wurden fie für den
dei Malamocco zu errichtenden Damm fark in Arbeit genommen,
7. Stinfkfiein oder Sauftein, au Stinkfkalf genannt, ein von
bituminsfen heilen durchdrungener Kalk, der beim Berfchlagen oder Reiben einen
zrdshlartigen Geruch von. fih gibt, meiftens von gelolichbrauner oder dunkelgrauer
Farbe und fplitterigem Bruche, Man findet ihn in vielen Ländern, 3. DB. in Lirol,
Defterreich, Thüringen, Brabant, Frankreich, Stalien u. f. w. Er wird als gutes
Material zur Mauerung, fowohl über als unter der Erde {ehr gefhäßt, und da er,
mit Ausnahme des Bitumens, gewShnlich fehr rein ift, eignet er fih gut zum
Kalfbrennen. In Tirol werden daraus Meffer= und Gabelhefte werfertigt.
8. Biancone, ein weißer Kalkfftein von ebenem mufdgheligen Bruce in mäch-
tigen Schichten, der am Saume der Iombarbifhen und venezianifchen Chene den
Kern des Gebirge8 bildet. Zum Biancone gehört auch der Mafegno der Veros
nefer, der bei Fumane gebrochen und zum Straßenpflafter verwendet wird.
9. Ruinenmarmor, eigentlich ein dichter Kalkftein mit braunen Ddendri-
tifhen und andern Zeichnungen, die ihn das Anfehen geben, al8 ob er aus vies
fen Trümmern oder Bruchjtücen zufammengekittet wäre. Brüche | olcher Art fintet man
in Toscana, bet Klofterneuburg und am Sonntagsberge nächft Seitenftätten in
Defterreich. Man macht daranz mandherlet artige Gegenfiände und faßt wohl auch