Die Erden und Steine, 673
Er Iöfet fih in 460 Ih. Waffer auf und fmeckt erdig und fade. Seine Verbrei
tung ift ungemein groß. Die mit dem Steinfalzgebirge zufammenhängende Forma-
tion trifft man vorzüglich in Defterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol und Ga-
[izien, die auf dem unten Sandftein aufliegende in vielen Gegenden Deutfchs
(and8, Stalien8, Spaniens u, f, w. Stalien hat inebefondere berühmte Gipsla-
ger in der Garfagnana, von Saffalbo (Weißenftein) in der Alpe di Camporas
ghena und von Corfino im Serchiothale, welche einen eigenen Induftriegweig der
mandernden Luchefer veranlaßt haben, die mit Gipsfiguren aller Art ganz Europa
durchziehen. Sein Verbrauch ift ungemein groß, Der rohe Gipsftein dient gemabhs
fen zum Sipfen der Wiefen und Kleeäcker, wozu auch der gebrannte verwendet
mird., Um demfelben fein Kryftallifationswaffer , weldes 21 Proc, beträgt, zu
mtziehen, wird er in Gipsöfen oder Meilern mit Holz wie der Kalk gebrannt,
und dann in Stampf= oder Pochwerken oder auf Sipsmühlen gemahlen und als
Sipamehl verhandelt, Bei Schottwien in Defterreich wird der rohe SGipsftein,
wenn alle fremdartigen Theile entfernt find, auf einem Pochwerke geftampft, auf
ziner Mühle zu Mehl gemahlen und auf einem vieredfigen großen Ziegelherde,
der mit einer Kupferplatte belegt ft und von unten geheizt wird, gebrannt oder
eigentlich gedörrt. € Fommt hierbei alles auf den rechten Bunct des Brennens
an; benn wird er zu flarf gebrannt, fo verliert er feine Schwefelfäure, wird zu
Ralf und Heißt dann todtgebrannter Gips; wird er dagegen zu wenig ges
brannt, fo bleibt noch ein Theil des Kryftallifationswaffers8, alfo roher Gips zus
cd, Der gehörig gebrannte und gepulverte Sip8 hat die Eigen{haft, mit Waller
angerührt, dasfelbe Begierig einzufaugen und damit zu einer fteinähnlichen Maife
zu erhärten, was Defto fhneller erfolgt, je weniger Waffer genommen wird; ift
der Gips Falfhaltig, fo erhärtet er Tangfamer. Die Verwendung ift weiter unten
angegeben. Da der Gips 46 Proc. Schwefelfäure enthält, fo Fan au diefe aus
hm bereitet werden. Auf obigen Eigenfhaften des gebrannten Sipfes beruht auch
a8 von TViffot angegebene Verfahren, den SGipöfteinen und dem Alabhafter eine
größere, marmorartige Härte zu geben. Man gibt einen Blode Gips, wie er
auß dem Steinbruche Kommt, mit Sägen, auf der Drehbank oder auf andere
geeignete Weife die gehörige Form, und bringt ihn auf 24 Stunden zum Frod=
nen in den Ofen (Backofen), in welchem er auch gebrannt wird. Nachdem er all-
mältg Falt geworden, taucht man ihn 30 Secunden lang in Slußwaffer, trodnet
ihn wieder an der Luft und taucht ihn neuerdings 2 bis 3 Minuten Ilang ing Wafsz
ler, worauf er wieder Der Luft ausgefeßt wird. Auf folche Urt erlangt der Gips
nach wenigen Tagen die Härte des Marmor8 und läßt fich poliren. Will man das
Sipsfiück färben, fo muß diefes eine Stunde nad dem zweiten Eintauchen gefches
hen, und dazu find Pflanzenfarben am anwendbarften.
30. ©ip8fpath, aud) fpathiger Gips, Spiegelgips, Frauen:
z{8, Jungferns, Frauen: oder Marienglas, Selenit (Glacies Ma-
riae) genannt, meiftens auß weißen, durchfichtigen rautenförmigen, ziemlich gro=
Ben Scheiben oder Blättern Geftehend, die fich mit dem Meffer Leicht und dünn
ipalten Taffen, meiften8 glashell, mit Gla8= und Perlenmutterglanz, zuweilen
auch Froftallifirt und firahlig vorfommend, Hauptfächlich im S$Isggebirge, in Be-
gleitung von bichtem Gips und Steinfalz. Die größten und {(Hönften Blätter Vie-
fert das ruffifhe Frauenglas, in Stüden bis zu einem Quadratfuß, von der im
Onegabufen des weißen Meeres gelegenen großen Infel Solowegkoi; aber au
Oberöfterreih und Salzburg, Tirol, die Schweiz, Ungarn und Siebenbürgen,
mehre Gegenden Deutfchland8 , Frankreichs, Italiens und Spaniens liefern e8,
Sebrannt und gepulvert wird e8 dem gemeinen Gips, befonder8 zu feinen Abgüf=
jen, zur Gipsrefervage in der Leinen= und Saumwolldruckerei, als Zufaß zu Sie
Dlumenbach’s Wanrenkunde. 3