Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

590 Mineralijche RNohftoffe, XXVII Cayı 
an, Man forge ferner für den gehörigen Luftzug und fuche den am meiften herr- 
(enden Weftwinden den Eingang nach den Bänken zu Sfinen; denn je mehr die 
abzubredhenden Bänke freiftehen und den vereinten Wirkungen des Luftzug$ und 
der Sonne ausgefeßt find, Defto Geffer find die Steine. Die frifh gebrochenen 
Steine bringe man fobald als möglich an Orte, an welchen fie, der Luft und 
Sonne ausgefeßt, bald austrodnen fönnen, Ift man aber genöthigt, während 
des Spätherbftes und Winters frifch eröffnete Bänke anzugreifen, welche man für 
noch nicht gehörig ausgetrodnet annehmen Fann, fo fuche man die frifdH gebroche= 
nen Steine aus ihnen wo möglich vor den Wirkungen des Winterfroftes durch Be: 
defung mit Stroh, Laub, MReifig und darüber mit Erde zu fHüßen.‘ Steine aus 
den höhern Schichten, fo wie vom AWbraum, find ftet8 zu verwerfen.« — Nach 
Badon laffen fig Sandfteine dadurch fehr feßt und undurchdringlidh machen, daß 
man fie 2 Yage lang bei 160° N. trodnet und dann 8 Stunden in 160° NM. 
heißen Steinkfohlentheer taucht. Auch Anfiriche tragen viel zur Erhaltung der 
Steine bei, 
In neuerer Zeit hat man, zumal in Ländern, die an Sandfteinen Mangel 
leiden, angefangen, Fünfilige Sandfteine zu erzeugen. Runge fhlug 
ine Compofition von Hokztheer, Sand und Kalk vor, die fich befonders8 zum 
Dachdecken eignen foll; Liebig aus München erfand eine Methode, aus allen 
Sandarten die feßteften Sandfteine zu bilden, welde in Wind und Wetter den 
seften natürlichen gleichfommen follen, und Iof, Scheidtenberger zu Villach 
in Kärnten verfertigte neuerlich aus den Abfällen guter Schleif- und Sandfteine und 
aus Kiefelfteinden Fünftliche Pflafterfteine, die mit einem yaffenden Harzkitte ver= 
bunden find, und zur Pflafterung für Ställe, Wege und Straßen, zur Errich» 
tung von Monumenten, zu verfhiedenen architeftonifchen Yheilen u. dal. dienen. 
In Frankreich Fennt man fhon feit Tanger Zeit die Moulages, d. t. Steine in 
Fleinen Stürfen, welde man in der Gegend von Corbeil, in der Nähe von Bar 
sig, findet; fie werden zugefhnitten, mit einem befondern Kitt vereinigt und zu 
"ehr dauerhaften Mühlfteinen geformt, von denen viele über Rouen nach dem 
YAuslande, befonder8 nach England verfhickt murden. Chen fo Fennt man verfchte= 
dene Fünfiliche Schleif- und Wegfleine, die zum Theil die beften Dienfte Teiften, 
;. DB. die von Kirdhner aus Bregenz, andere aus einer Compofition von % 
Kalt und "/z gepulvertem Quarz, welche über ein dünnes Futter von Holz aufgetra- 
gen wird, oder einer Compofition von 14 Ih. gepulvertem Kohlenfandftein, Thonz 
IOhiefer, glimmerigem Quarz und glimmerigem Kalkftein und 1 Ib. calcinirter 
Bleiafche, oder nach dem Verfahren Betri8 und Weitenhilker8 in Wien 
zu8 geflämmtem fandhalktigen Lehm und feinem Sand u. dergl. mehr. 
37. Grobkalkf, au CerithienkFalk oder PariferFkalk genannt, 
ein gelblich= ober graulichweißer, meift poröfer, fefter und harter, oder auch 
weicher und zerreiblicher, groß= ober Fleinksrniger Kalkftein, der fehr viele Mee- 
reSpetrefacte einfließt und in manchen Ländern, 3. DB. in Steiermark, al8 Baus 
und Werkfiein angewendet wird, SGrobkalk bildet am fürliHen Saume der Kalk 
alpen in Der Lombarbifch-venezianifchen Cbhene den größten Iheil der Außerften 
Borberge. Er enthält gewöhnlich etwas Alaunerde, oft etwas Quarzfand und 
geht Häufig in Mergel über, Den feßtern benugt man in Italien unter dem Na- 
men Mattone, den Iöcherigen unter dem Namen Tufo Häufig al8 Bauftein, In 
der Viefe ift diefer Nalkfein dichter, weißer und beutlicher gefhichtet, fo die Pietra 
gyallina der Veronefer, welche oft zu rohern BildhHauerarbeiten und zu BHaus- 
platten verarbeitet wird. Man findet den Orobfalk häufig zwifhen Verona und 
Bicenza, fo wie in den Bericifchen Hügeln, wo er von Scaglia begleitet ift. Hier 
liegen die großen Steinbrüche von Coftofa, deren weicher weißer Kalkitein (Pietra
	        
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